FREITAG
Der FDP-Abgeordneten Sibylle Laurischk sind
solche Tage vertraut, wenn die Realität selbst den
großartigsten Plan überholt. Um 15.30 Uhr wollte die
Offenburgerin auf dem Flughafen Tempelhof in die Luft gehen.
Sozusagen. Um pünktlich am Abend bei einer
Wahlkreisveranstaltung sein zu können. Um 15.30 Uhr aber sitzt
Sibylle Laurischk im Plenarsaal. Und zwar vorn im Präsidium.
Sie nimmt ihre Aufgabe als Schriftführerin wahr,
unterstützt die Vizepräsidentin Petra Pau bei der
Sitzungsleitung. Wie konnte es so weit kommen?
In dieser Sitzungswoche haben sich einige Angelegenheiten
verschoben. Eine Aktuelle Stunde zum Beispiel, beantragt von den
Fraktionen der FDP und Bündnis 90/Die Grünen, wanderte im
Plan vom Donnerstag auf den Freitag. Es geht um die Finanzierung
des geplanten Ausbaus von Kinderkrippen, über die in dieser
Woche viel debattiert wurde.
Am Vormittag wurde im Plenarsaal über Forschung,
Technologiepolitik und Innovationsförderung gestritten, und
die Aktuelle Stunde ist dann der letzte Tagesordnungspunkt. Als
Schriftführerin darf die Abgeordnete Laurischk nicht selbst
reden. Als dreifache alleinerziehende Mutter und Mitglied im
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hätte
sie sich gern in diese Debatte eingemischt. Aber sie ist in diesem
Ausschuss für Seniorenpolitik zuständig und für
bürgerschaftliches Engagement (für das es einen
gleichnamigen Unterausschuss gibt). Dazu hat sie am Tag zuvor im
Plenum geredet.
Bevor Sibylle Laurischk am Freitagnachmittag ins Plenum geht, nimmt
sie in ihrer Funktion als Vorsitzende der Bundesvereinigung der
Liberalen Frauen an einer sehr schönen und fröhlichen
Veranstaltung teil. In der Deutschen Parlamentarischen
Gesellschaft, gegenüber dem Reichstagsgebäude, beginnt um
13 Uhr der „2. Ladies Lunch” der FDP-Fraktion.
„Ladies Lunch”, das ist ein zwangloses Treffen
erfolgreicher, mitten im Leben stehender, innovativer,
interessanter Frauen. Zwanglos ja, aber für alle mit guten
Erwartungen verbunden, denn die Frauen sind eingeladen zum
Networking, wie die FDP-Abgeordnete Cornelia Pieper zu Beginn der
Veranstaltung sagt. Sie berichtet, dass es künftig einen
„Bürgerinnenpreis” geben wird, jährlich durch
die FDP an engagierte Frauen verliehen. Der Preis hat schon ein
Gesicht, besser eine Skulptur, entworfen von einer jungen
Künstlerin. Die findet Anklang bei den Frauen.
Für Sibylle Laurischk ist der „Ladies Lunch” eine
wunderbare Gelegenheit, mit anderen Frauen aus Politik, Wirtschaft
und Kultur zu reden. Die nutzt sie auch, so lange es irgendwie
geht. Vielleicht ist es der schönste Termin an diesem Tag, der
bisher durch Büroarbeit, fraktionsinterne Gespräche,
Statements für die Medien und ein interessantes Gespräch
mit ausländischen Studenten geprägt war. Und sicher
entschädigt er für den sehr späten Heimflug. Am
Abend geht Sibylle Laurischk dann nämlich doch noch in die
Luft.
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Text: Gregor Mayntz
Erschienen am 18. Juni 2007