Hanoi hat sich schön gemacht. Sorgfältig werden Blumenrabatten angelegt, wo sonst ein karger Grünstreifen zwei Fahrbahnen trennt. Noch sind nicht alle Baustellen verschwunden. Vom 12. bis 19. November ist die dynamisch gewachsene Dreimillionenstadt Gastgeberin der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft APEC.
Hanoi erwartet Staatsgäste aus 21 Staaten, darunter US-Präsident George W. Bush, der erstmals den einstigen Kriegsfeind besucht, Russlands Präsident Wladimir Putin sowie die Regierungschefs von China, Japan, Südkorea und Chile. Die APEC hat die Schaffung einer Freihandelszone rund um den Pazifik zum Ziel. Vietnam, das jetzt als 150. Mitglied in die Welthandelsorganisation WTO aufgenommen wird, ist stolz, Austragungsort der APEC-Konferenz zu sein.
Viele Polizisten, die im Auftrag der sozialistischen Regierung das Geschehen kontrollieren sollen, wurden eigens für den Gipfel in die Hauptstadt gekarrt. Für diesen wurde in den vergangenen Jahren im Südwesten der Hauptstadt auch eine Satellitenstadt errichtet, Tu Liem. Wo zuvor Bauern die Reisfelder pflügten, führen jetzt mit Bannern geschmückte vierspurige Straßen zu dem futuristischen Kongresszentrum.
Das größte Problem seien die Hotelbetten, schreibt die staatliche Internetplattform "Vietnamnet". In der fast tausend Jahre alten Stadt am Roten Fluss gibt es ganze acht Fünfsternehotels. Und jeder der 21 Gaststaaten wollte mindestens eines davon für sich ganz allein haben. Die USA haben zwar das größte Fünfsternehotel angemietet. Doch um ihre rund 1.000 Offiziellen unterzubringen, mussten sie weitere 30 Drei- und Viersternehotels unter Vertrag nehmen.
Kraftfahrer, die die Staatsgäste von den zum Teil Hunderte von Kilometern entfernten Flughäfen in das Kongresszentrum fahren würden, sind in Hanoi knapp. Weil Hanoi seinen Taxifahrern, die für Bestechungsgelder empfänglich sind, wenig vertraut, wurden mehrere hundert Militärs als Chauffeure angeheuert. Die sind diszipliniert. Die Kehrseite: Sie beherrschen keine diplomatische Ettikette und keine Fremdsprachen. Zudem sind sie in abgelegenen Militärcamps zu Hause, aber in einer Großstadt nicht ortskundig. Die Regierung hat sie in dreimonatigen Schulungen wenigstens mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut gemacht. Und durch die Übungen erlebte die Hanoier Bevölkerung gleich, was auf sie zukommt: Für die Schulungsfahrten von Polizeimotorrädern, die Mercedes-Limousinen mit und ohne Blaulicht eskortierten, wurden ganze Stadtviertel gesperrt.
Politisch hat Hanoi in den Tagen vor dem Gipfel in dem Bemühen, alles unter Kontrolle haben zu wollen, viele Eigentore geschossen: Drei Amerikanern vietnamesischer Herkunft wird ausgerechnet wenige Tage vor dem Bush-Besuch wegen eines angeblichen Umsturzversuches der Prozess gemacht. Sie sollen Radiosender ins Land geschmuggelt haben. Eine unabhängige Gewerkschaft, die sich Ende Oktober gegründet hatte, wurde sofort verboten und die Chefs unter Hausarrest gestellt. Auch gegen unangenehme Presseberichte geht Hanoi härter vor als in den vergangenen Jahren. Acht Zeitungen und Internetplattformen, da-runter die vom Außenministerium herausgegebene "The Gioi" sowie "Cong Ly", die Zeitung des Justizministeriums, wurden für mindestens einen Monat die Lizenz entzogen. Als Begründung mussten angebliche Falschberichte oder aber Berichte außerhalb der Zuständigkeit der Lizenz herhalten.