Fünf Jahre nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 und dem Beginn der "Operation Enduring Freedom" wachsen offensichtlich die Zweifel an der Beteiligung Deutschlands an diesem Einsatz. Zwar verlängerte der Bundestag am 9. November das Mandat der Bundeswehr für den Anti-Terror-Kampf um ein weiteres Jahr, doch die Zustimmung unter den Parlamentariern hat deutlich abgenommen. In der namentlichen Abstimmung votierten 436 Abgeordnete für den Antrag der Bundesregierung ( 16/3150 ) gemäß der Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses ( 16/3321 ). 101 Parlamentarier stimmten dagegen und 26 enthielten sich der Stimme. Damit ist die Zustimmungsrate mit 77,4 Prozent auf den niedrigsten Wert seit der erstmaligen Verlängerung des Mandates im Jahr 2002 gesunken. Vor einem Jahr hatten noch 88 Prozent und 2004 sogar 98,2 Prozent der Abgeordneten für den Einsatz gestimmt.
Vor allem die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen war im Gegensatz zu früheren Jahren nicht mehr bereit, das Mandat zu verlängern. 30 Parlamentarier aus ihrer Fraktion stimmten dagegen und 17 enthielten sich der Stimme. Die Grünen halten zwar die militärische Bekämpfung des Terrorismus in Afghanistan für weiterhin notwendig, haben jedoch massive Einwände gegen die konkreten Bedingungen. So seien nach dem im Oktober 2006 verabschiedeten "Miltary Commissions Act" der US-Armee "willkürliche Verhaftungen von Terrorverdächtigen sowie die Anwendung folterähnlicher Verhörmethoden erlaubt", kritisieren sie in einem Entschließungsantrag ( 16/3366 ). Unter diesen Bedingungen sei der Einsatz deutscher Soldaten am Anti-Terror-Einsatz nicht vorstellbar.
Für die Koalitionsfraktionen warnten Hans-Ulrich Klose (SPD) und Eckart von Klaeden (CDU/CSU) vor einem Ausstieg aus dem Einsatz. Dies sei das falsche Signal an die wieder erstarkten Taliban in Afghanistan. Aber auch aus den Reihen der Union und der Sozialdemokraten kamen einige Nein-Stimmen und Enthaltungen: In der CDU/CSU-Fraktion stimmten acht Abgeordnete bei zwei Enthaltungen gegen den Einsatz. In der SPD-Fraktion verweigerten 13 Abgeordnete ihre Zustimmung und drei enthielten sich.
Die Fraktion Die Linke, die die "Operation Enduring Freedom" seit jeher ablehnt, stimmte auch diesmal geschlossen mit Nein.
Trotz ihrer mehrheitlichen Zustimmung waren auch aus den Reihen der Liberalen - vier Abgeordnete stimmten mit Nein, vier enthielten sich - kritische Stimmen zu vernehmen. Die FDP-Wehrexpertin Birgit Homburger konstatierte, dass in Afghanistan "eher Rückschritte als Fortschritte" zu beobachten seinen. In der Tat, darauf wiesen auch Redner anderer Fraktionen in der Debatte hin, hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan in den vergangenen Monaten drastisch verschlechtert. Im Süden und Osten kommt es immer wieder zu heftigen Gefechten mit Kämpfern der Taliban.
Das Bundeskabinett hatte die erneute Verlängerung des Bundeswehr-Mandates am 25. Oktober beschlossen, gleichzeitig aber die Obergrenze für die zum Einsatz kommenden Soldaten drastisch reduziert. Konnten im Rahmen des Anti-Terror-Einsatzes ursprünglich bis zu 3.900 Soldaten entsandt werden, so sind es in Zukunft nur noch 1.800. Die Bundeswehr beteiligt sich vorwiegend mit Marine-Einheiten am Horn von Afrika und im Mittelmeer an "Operation Freeedom". Sie sollen den möglichen Schmuggel von Waffen und Drogen unterbinden. Das Mandat erlaubt jedoch auch den Einsatz von Soldaten des "Kommandos Spezialkräfte" (KSK) in Afghanistan.
Mit dem Absenken der Obergrenze trägt die Bundesregierung auch dem Umstand Rechnung, dass derzeit lediglich 335 Soldaten der Marine mit ihren Schiffen am Horn von Afrika und im Mittelmeer im Einsatz sind. Die Kosten für den Einsatz der Bundeswehr für weitere zwölf Monate werden von der Bundesregierung auf 74 Millionen Euro beziffert.