Elvira Drobinski-Weiß, SPD
Der breite Einzug der Gentechnik in die Lebensmittelproduktion kann und darf nicht politisch verordnet werden. Letztlich entscheiden die Verbraucherinnen und Verbraucher darüber, was sich am Markt durchsetzt. Vor dem Hintergrund, dass 79 Prozent gentechnisch veränderte Lebensmittel ablehnen, geht der Einsatz der Gentechnik in der Lebensmittelproduktion derzeit am Markt vorbei.
Die Frage, welcher rechtlichen Regelungen und politischen Initiativen es bedarf, um der Grünen Gentechnik den Weg auf den heimischen Esstisch zu erleichtern, geht am eigentlichen Problem vorbei: Dem fehlenden Vertrauen der Verbraucher in solche Produkte und der mangelnden Akzeptanz. Für diese Akzeptanz zu sorgen ist aber nicht Aufgabe der Politik. Vielmehr müssen wir dafür sorgen, dass 79 Prozent der Menschen weiterhin die gentechnikfreien Produkte angeboten werden können, die sie haben wollen.
Der Schutz der konventionellen und der ökologischen Landwirtschaft vor Einträgen aus dem GVO-Anbau (Gentechnisch Veränderte Organismen) muss gewährleistet bleiben, Verbraucher und Landwirte müssen die Wahl haben und selbst entscheiden können, ob sie gentechnisch veränderte Produkte kaufen beziehungsweise anbauen wollen oder nicht.
Von der Möglichkeit in Deutschland weiterhin gentechnikfrei produzieren zu können, hängen auch Arbeitsplätze ab – über 150.000 allein in der Ökolebensmittelbranche. Das haben zum Beispiel die Erwägungen der Babykost-Firma Hipp, ihre Rohstoffe demnächst komplett aus dem Ausland zu beziehen, erneut deutlich gemacht. Es gibt also gute Gründe, an unserem hohen Schutzniveau festzuhalten. Wenn wir unser 3. Gentechnikgesetz verabschiedet und damit die EU-Freisetzungsrichtlinie komplett umgesetzt haben, haben wir eine gute Grundlage geschaffen.
Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 22. Februar 2006
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