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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Forschen im Zeichen der Eule
Gültig ab: 20.04.2006 14:57
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Forschen im Zeichen der Eule

Bild: Das Logo der Parlamentarismuskommission: Die Eule, Zeichen der Weisheit.
Das Logo der Parlamentarismuskommission: Die Eule, Zeichen der Weisheit.

Die KGParl in Berlin

Die renommierte „Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien“ ist von Bonn nach Berlin umgezogen. Seit Anfang des Jahres forschen ihre Mitarbeiter im Parlamentsviertel am Schiffbauerdamm zwischen Plenarsaal, Archiv und Bibliothek des Bundestages. Ein idealer Standort, um die Geschichte des Parlamentarismus und der Parteien zu schreiben.

Die Bücher und das Forschungsmaterial waren schon da. Jetzt sind auch die Mitarbeiter in Berlin angekommen. Die KGParl, wie die Kurzbezeichnung im Einklang mit der Deutschen Vereinigung für Parlamentsfragen (DVParl) lautet, hat zwei Etagen eines Zweckbaus aus der Vorwendezeit mitten im Parlamentsviertel bezogen. Ein idealer Ort für ihre Arbeit. Denn nur wenige Gehminuten entfernt liegt das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, der Parlamentsneubau, in dem sich das Archiv und die Bibliothek des Bundestages befinden. Den Eingang am Schiffbauerdamm ziert das „Firmenschild“ mit dem charakteristischen Signet: eine Eule, das Symbol der Wissenschaft.

Forschungsschwerpunkte erweitern

Rund 30 Jahre wurde die „Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien“, wie sie offiziell heißt, vom Land Nordrhein-Westfalen finanziert. Jetzt hat der Bundestag die Förderung übernommen und das Institut nach Berlin geholt. Dank des neuen Förderers ist die weitere Forschungs- und Publikationstätigkeit gesichert. Mehr noch: Die KGParl wird in Berlin mit neuen Forschungsschwerpunkten ihren spezifischen Beitrag zur Parlaments- und Parteiengeschichte leisten können.

Die KGParl ist kein parlamentarisches Gremium, sondern eine unabhängige Vereinigung, der namhafte Historiker, Politiker und Juristen unter Vorsitz von Klaus Hildebrand (Bonn) angehören. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist die wissenschaftliche Bearbeitung von unzugänglichen oder unerschlossenen Geschichtsquellen. Über 250 Veröffentlichungen zur Parlaments- und Parteiengeschichte hat die Kommission bereits herausgegeben. Zuletzt sind die Protokolle des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages von 1949 bis 1969 in Druck gegangen, wie auch die Sitzungsprotokolle der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und SPD bis zum Beginn der Großen Koalition im Jahr 1966. Wahre Schatzkammern werden hier zusammengetragen. An Quelleneditionen für die Zeit der Großen Koalition 1966 bis 1969 wird gearbeitet. Die Serie der Sitzungsprotokolle des Auswärtigen Ausschusses soll noch in diesem Jahr bis 1972 fortgesetzt werden. Vorbereitet wird auch die Edition der Protokolle der Bundestagsfraktion Die Grünen von 1983 bis 1990.

Akribische Arbeit in Archiven

Editionen sind Fundamente der wissenschaftlichen Arbeit. Denn es reicht nicht, Protokolle abzuschreiben und als Buch zu veröffentlichen. Vielmehr müssen Inhalte, Namen oder tagesaktuelle Verweise erfasst, kommentiert und für heutige und zukünftige Leser verständlich aufbereitet werden. Vieles, was damals selbstverständlich war, ist heute nicht mehr geläufig. Und so arbeiten die Wissenschaftler am parlamentarischen Gedächtnis. Sie verbringen Tage in Archiven und Bibliotheken, werten alte Zeitungsartikel, Drucksachen und Protokolle aus, arbeiten wissenschaftliche Untersuchungen durch und dürfen sich doch nicht in historischen Details verlieren. Das Ergebnis sind neben Quelleneditionen vor allem gewichtige Monografien, die in der Reihe „Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien“ erscheinen.

1951 hatte alles angefangen. Damals wurde die Kommission in Bonn unter anderem auf Initiative des Hamburger Historikers Fritz Fischer und des Bundestagsabgeordneten Ludwig Bergstraesser gegründet. Seither ist die KGParl der historischen Grundlagenforschung und der politischen Bildungsarbeit verpflichtet – im Zeichen der Eule. Diese sitzt auf einer Schreibfeder, einem Zeichen der Gelehrtheit, und – als spitze Feder – wohl auch der wissenschaftlich-kritischen Distanz zum politischen Geschehen.

In Berlin angekommen, hat die KGParl nun im Parlamentsviertel ein halbes Jahrhundert nach ihrer Gründung einen neuen, idealen Forschungsstandort gefunden – gleichsam zwischen Plenarsaal, Archiv und Bibliothek, der politischen Gegenwart und ihrer Vergangenheit.

Text: Georgia Rauer
Foto: KGParl Berlin
Erschienen am 24. April 2006

Weitere Informationen:

Website der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien: www.kgparl.de


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