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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Jakob Kaiser – Brückenschläge zwischen Ost und West
Gültig ab: 04.04.2005 00:00
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Jakob Kaiser – Brückenschläge zwischen Ost und West

Bild: Jakob Kaiser an einem Schreibtisch
Jakob Kaiser.

Archiv der deutschen Abgeordneten

Im Untergeschoss des Reichstagsgebäudes befindet sich das „Archiv der deutschen Abgeordneten“, ein Kunstwerk des Franzosen Christian Boltanski. Es besteht aus rund 5.000 Metallkästen. Sie sind mit den Namen jener Abgeordneten beschriftet, die von 1919 bis 1999 demokratisch ins Parlament gewählt wurden. Blickpunkt Bundestag stellt in loser Folge einige Parlamentarier vor.

Als im Januar 2002 nach sieben Jahren Planungs- und Bauzeit die Schlüsselübergabe für das Jakob-Kaiser-Haus erfolgt, ist die Hauptstadt um ein architektonisches Highlight reicher. Wo früher die Berliner Mauer die Stadt teilte, ist das Berliner Parlamentsviertel rund um das Reichstagsgebäude heute ein Symbol für die Wiedervereinigung Deutschlands. Namensgeber für dieses „Haus aus neun Häusern“ ist Jakob Kaiser, ein herausragender Parlamentarier, der sich vor allem auch als Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen (1949 bis 1957) für ein vereintes Deutschland engagierte.

Am 8. Februar 1888 in Franken als Sohn eines Buchbindermeisters geboren, lernt Jakob Kaiser zunächst den Beruf seines Vaters. Schon bald schließt er sich der Christlichen Gewerkschaftsbewegung (CGD) an und geht in die Politik: 1912 wird er Mitglied der Zentrumspartei und sitzt als ihr Abgeordneter im letzten frei gewählten Reichstag. 1933 verweigert er die Zustimmung zur Selbstauflösung der Gewerkschaften, einer abzusehenden Verhaftung kann er gerade noch entgehen.

Im Widerstand gegen die Nationalsozialisten

Bereits 1934 schließt er sich dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten an. Wegen des Verdachts der Vorbereitung zum Hochverrat verbringt er 1938 mehrere Monate in Gestapohaft, bleibt aber weiter aktiv im Widerstand. Nur knapp entgeht er der Verhaftungswelle nach dem 20. Juli 1944: Als Einziger überlebt er aus dem engeren Kreis des gewerkschaftlichen Widerstands in Berlin, muss aber bis zum Ende des Nationalsozialismus monatelang in einem Keller in Babelsberg bei Berlin leben.

Nach Ende des Krieges ist er maßgeblich am Aufbau der CDU beteiligt und übernimmt den Vorsitz der Partei für Berlin und die sowjetische Besatzungszone. Weil er aber gegen die Gleichschaltungspolitik und die Teilnahme der CDU am 1. Deutschen Volkskongress ist, enthebt ihn die sowjetische Militäradministration 1947 seines Amtes als Vorsitzender.

Gegen Verfall des gesamtdeutschen Bewusstseins

Kaiser gehört dann dem Berliner Stadtparlament an und wirkt als Mitglied des Parlamentarischen Rats an der Entstehung des Grundgesetzes mit. Im Sommer 1949 übernimmt er die Leitung der Sozialausschüsse der CDU/CSU und wird Abgeordneter im Bundestag. Unter Konrad Adenauer wird Jakob Kaiser 1949 Minister für Gesamtdeutsche Fragen. Als solcher tritt er entschieden gegen den Verfall des gesamtdeutschen Bewusstseins ein und vertritt die von Adenauer verfolgte westorientierte Integrations- und Bündnispolitik nur insoweit, wie sie das Hauptziel der deutschen Wiedervereinigung nicht blockiert.

Bei den Wahlen zum 3. Bundestag im September 1957 verzichtet er aus gesundheitlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur und die Leitung seines Ministeriums, in der er sich schon längere Zeit vertreten lassen muss. Nach 1958 gibt er auch alle anderen Ämter auf und kehrt nach Berlin zurück.

Den Mauerbau muss der Demokrat, „der sich insbesondere für die Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands nachhaltig eingesetzt und die Politik der Bundesrepublik Deutschland lange begleitet und mitgeprägt hat“, wie Wolfgang Thierse ihn beschreibt, nicht mehr miterleben: Er stirbt am 7. Mai 1961 in Berlin.

Text: Georgia Rauer
Foto: Picture-Alliance
Erschienen am 04. April 2005

Weitere Informationen:

  • Buchtipp: Ein Haus aus neun Häusern/Nine houses in one. Das Jakob-Kaiser-Haus. Ein Neubau für den Deutschen Bundestag/The Jakob-Kaiser-Haus. A new building for the German Bundestag, Berlin 2002 (ISBN 3-936238-04-9).

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