Report: Bundestagsarena

Der Bundestag hat sich zur Fußball- Weltmeisterschaft gut in Form gebracht: Angesichts der vielen Besucherinnen und Besucher, die dieser Tage nach Berlin kommen, glänzt das Parlament mit einer sportlichen Höchstleistung der besonderen Art: Es hat sich „verdoppelt“. Nicht weit vom Reichstagsgebäude ist eine zweite Kuppel entstanden – fast ebenso groß und kaum minder imposant wie das Original. Die „Bundestagsarena“ vor dem Paul-Löbe-Haus des Bundestages ist ein einzigartiges Projekt: Unter dem 22 Meter hohen Kuppelnachbau finden sich 550 Sitzplätze, angeordnet wie im Plenum des Bundestages. Das Rednerpult fehlt ebenso wenig wie der Bundestagsadler. Ein Parlament neben dem Parlament – ein Ort, an dem sich die Menschen aus aller Welt von morgens bis abends über die Arbeit des Bundestages informieren können.

Denn Fußball ist zwar die schönste Nebensache der Welt. Aber wer einmal in Berlin ist, will noch mehr sehen: „Die Besucher verweilen nicht nur einen Tag in Berlin, sondern bleiben länger, um auch die Stadt zu besichtigen“, sagt Erik Pust vom Besucherdienst des Deutschen Bundestages. „Da gehört das Parlamentsviertel zum Standardprogramm.“ Die Herausforderung durch den Ansturm zur WM hat das Parlament als Chance erkannt – und schnell gehandelt. Innerhalb weniger Monate wurde das einmalige Informations- und Besucherangebot realisiert. „Die Tage der Aus- und Einblicke, die der Bundestag in der Regel einmal im Jahr durchführt, werden im WM-Jahr auf diese Weise ganze vier Wochen stattfinden“, freut sich Bundestagspräsident Norbert Lammert.

Vier Wochen für Entdeckungsreisen im Parlament. „Die Arena ist kein Veranstaltungscontainer“, betont Erik Pust. „Die Besucher sollen sich selbst wie Abgeordnete fühlen.“ Unter der Kuppel aus Aluminium und Kunststoff herrscht echte Parlamentsatmosphäre, die Gäste sitzen nicht auf Zuschauerrängen, sondern mitten im Geschehen. Ein unterhaltsames Programm informiert stündlich über den Bundestag, und die Teilnehmer schlüpfen dabei auch selbst in die Rolle von Abgeordneten, etwa wenn wie in Wirklichkeit die Abstimmungskarten zum Einsatz kommen. In kurzen Videos wird die deutsche Demokratiegeschichte lebendig, Interviews und Diskussionsrunden mit Spitzenpolitikern stehen auf dem Programm, die Fraktionen und Ausschüsse bieten Sonderveranstaltungen an.

Da steht die Langweile im Abseits und nicht nur Fußballfans werden schnell zu Mitspielern. „Die Bundestagsarena spricht ein breites Publikum an. Sie ist für jeden gemacht, man kann sich kostenlos anmelden“, lädt Erik Pust ein. Die Mannschaft vom Besucherdienst hat sich dafür optimal vorbereitet und ist auf den Punkt fit. Eigentlich gar kein Wunder: Denn wer „zu Gast beim Parlament“ ist – so lautet das Motto der Arena –, der kann auch mit vollem Einsatz rechnen.

Text: Lydia Harder
Erschienen am 6. Juni 2006