EADS-KONZERN
Die Koalition macht sich für die heimischen Standorte und Zulieferer stark
Spekulationen über eine Abschaffung der Doppelspitze des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS haben in der vergangenen Woche die Medien beschäftigt. Zurzeit wird EADS von zwei Vorstandsvorsitzenden geleitet, dem Deutschen Thomas Enders und dem Franzosen Louis Gallois. Gallois ist zugleich Chef der EADS-Tochter Airbus. Am 16. Juli trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel am Airbus-Stammsitz in Toulouse mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy zusammen, um über die künftige Führungsstruktur und den staatlichen Einfluss bei EADS zu verhandeln. Merkel will die Balance zwischen beiden Partnerländern wahren und zugleich die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns erhöhen.
CDU/CSU und SPD haben der Kanzlerin im Bundestag mit einem Antrag ( 16/5908 ) Rückendeckung gegeben. Die Abgeordneten legen großen Wert darauf, das deutsch-französische Gleichgewicht bei EADS zu wahren. Das Management des Unternehmens müsse die Sanierungspläne für den Konzern ("Power 8") zügig konkretisieren. Die Koalitionäre wollen, dass dabei eng mit dem Betriebsrat zusammengearbeitet und auch das Know-how der Belegschaft einbezogen wird.
Für die Abgeordneten kommt es darauf an, die hochqualifizierten EADS-Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten. Bei der Suche nach Investoren und industriellen Partnern müssten Interessenten gefunden werden, die dazu beitragen, dass die mittelständische deutsche Werkstoff- und Ausrüsterindustrie profitiert. Auch sollten die deutschen Standorte und Zulieferunternehmen bei der Entwicklung und Produktion neuer Flugzeuge der EADS-Tochter Airbus in dem Umfang berücksichtigt werden, wie es der bisherigen Arbeitsteilung im Konzern entspricht. Union und SPD erinnern daran, dass der Umsatz der Luftfahrtindustrie 2006 um 4,9 Prozent auf 19,5 Milliarden Euro gestiegen sei, während die Zahl der Beschäftigten zugleich um 5,1 Prozent zugenommen habe. Damit seien in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie 4.100 zusätzliche Arbietsplätze geschaffen worden. Mit 3,1 Milliarden Euro habe die Luft- und Raumfahrtindustrie so viel wie kaum eine andere Branche für Forschung und Energie ausgegeben. Diese hohen Ausgaben, der schwache Kurs des US-Dollars, der Preiswettbewerb sowie Verzögerungen bei der Auslieferung des Airbus A 380, Zusatzkosten für die Auslieferung des A 350 sowie Fehlentscheidungen des Managements und Unstimmigkeiten zwischen deutschen und französischen Kapitaleignern haben nach Ansicht der Koalition die europäische Luftfahrtindustrie geschwächt.