RATSPRÄSIDENTSCHAFT
Slowenien übernimmt 2008 Vorsitz
Die Eiche ist ein Symbol für die Ewigkeit. Zur sechsmonatigen Dauer am Steuer der Europäischen Union passt das zwar nicht, Slowenien hat sich dennoch ein Eichenblatt als Symbol seiner anstehenden EU-Ratspräsidentschaft ausgesucht. "Die Eiche spiegelt den soliden, beständigen und zuverlässigen Charakter der Slowenen wider, eines Volkes, das gelassen unter Druck und umsichtig in seinen Entscheidungen ist", begründet Ljubljana diese Entscheidung.
Gelassenheit und Umsicht werden die Slowenen vor allem in der Frage brauchen, die als Härtetest für die außenpolitischen Fähigkeiten der 27-Staaten EU gilt: Wie reagieren wir auf die wahrscheinliche Unabhängigkeitserklärung der Kosovo-Albaner? Denn ob Slowenien den gefährlichsten Konflikt Europas entschärfen kann, darüber gehen die Meinungen in Brüssel und den EU-Hauptstädten weit auseinander. Im weltpolitischen Streit um den künftigen Status der abtrünnigen Serben-Provinz sei Sloweniens Stimme "völlig unbedeutend", sagen Diplomaten großer Mitgliedstaaten. Sogar der slowenische Außenminister bekannte, er wäre viel glücklicher, wenn das brenzlige Thema nicht auf seinem Tisch gelandet wäre.
Ein Sprecher der slowenischen EU-Vertretung sagt, sein Land sehe sich in der Kosovo-Krise als "ehrlicher Vermittler", der eine politisch stabile Nachbarschaft haben wolle.
Allgemein will die Regierung in Ljubljana - im Land kurz LJ genannt - das halbe Jahr im EU-Chefsessel dazu nutzen, um die Länder des Westlichen Balkans auf ihrem Weg in die EU weiter zu bringen. Dabei soll die eigene Entwicklung Vorbild sein: Slowenien hat seit seinem EU-Beitritt 2004 eine wirtschaftlich rasante Entwicklung zurück gelegt. Der Zwei-Millionen-Staat gilt als Musterknabe zwischen Alpen und Adria; 2007 war es das erste Land der neuen EU-Mitgliedsstaaten, das den Euro einführte. "Das kommende halbe Jahr wird Slowenien helfen, auf der Weltkarte sichtbarer zu werden", hofft daher Premierminister Janez Janša. "Bahnbrechende Entscheidungen wird die EU unter slowenischer Ratspräsidentschaft nicht fällen", glaubt EU-Experte Antonio Missiroli. Slowenien werde eher für die folgende französische Ratspräsidentschaft einige Vorarbeit leisten, "denn die Franzosen wollen die wichtigen Themen entscheiden."