Das Europäische Parlament hat am 12.Dezember viel Wasser in die Weinmarktreform der EU-Kommission geschüttet. Die Abgeordneten haben in der Agrarpolitik zwar keine Mitspracherecht, ihr Votum gegen Kernvorschläge der Kommission fiel mit fast 500 Stimmen aber deutlich aus. Damit wird den Gegnern der Reform im Ministerrat, der in dieser Woche darüber entscheiden will, politisch der Rücken gestärkt.
Die Abgeordneten aus dem Norden der Union kritisierten vor allem, dass ihre Winzer den Nachteil gegenüber den Produzenten im Süden
nicht mehr durch den Zusatz von Zucker ausgleichen dürften. Damit habe die Kommission "bewusst Streit zwischen Nord und Süd gestreut", sagte der Sprecher der deutschen Unionsabgeordneten, Werner Langen.
Auf breiten Widerspruch im Plenum stieß der Vorschlag der Kommission, Tafelweine mit Anbaujahr und Rebsorte zu etikettieren und damit den Unterschied zu den Qualitätsweinen einzuebnen. Damit werde die Erzeugung von Qualitätswein behindert. In Frage stellte die große Mehrheit der Abgeordneten auch den Kommissionsvorschlages, die Rodung von Weinbergen zunächst zu bezuschussen und das Anpflanzen von neuem Wein anschließend freizugeben.
Traditionelle Getränke wie der deutsche "Apfelwein" dürfen nach dem Willen des Parlaments auch in Zukunft unter dieser Bezeichnung verkauft werden. Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel hatte in der Debatte deutlich gemacht, dass die Kommission angesichts des breiten Widerstandes zu Kompromissen bereit sei. Wenn nördlich der Alpen weiter Zucker verwendet werde, müsse ein "Kompromiss zwischen den Produzenten im Süden und im Nordern" gefunden werden.
Der Status quo sei für die Kommission aber nicht akzeptabel. Bei der Rodung hat die Kommission ihr Ziel bereits auf 175.000 Hektar gesenkt, hält aber daran fest, alle Anbaubeschränkungen 2013 zu beseitigen.