Fester Termin im politischen Berlin
Der Jahresempfang des Wehrbeauftragten Reinhold Robbe ist inzwischen eine feste Größe im Terminkalender des politischen Berlins. So waren auch am 23. Juni 2008 wieder mehr als 500 Gäste aus Gesellschaft, Politik und Bundeswehr der Einladung in die Deutsche Parlamentarische Gesellschaft gefolgt. Darunter viele Bundestagsabgeordnete, allen voran Vizepräsidentin Susanne Kastner, SPD-Fraktionschef Dr. Peter Struck und Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung. Als Ehrengast kam der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Dr. Wolfgang Huber.
In seiner Begrüßungsrede gedachte der Wehrbeauftragte
zunächst der beiden vor wenigen Tagen bei einem
Hubschrauberabsturz in Bosnien-Herzegowina verunglückten
deutschen Soldaten und sprach den Hinterbliebenen sein
Mitgefühl aus. Solche Momente ließen die Gefahren der
Auslandseinsätze immer wieder ganz besonders gegenwärtig
werden, sagte Robbe. Er dankte allen Soldatinnen und Soldaten, die
sich auch unter Gefährdung ihres Lebens in den Dienst unseres
Landes stellen.
Soldaten sind Botschafter
Erst kürzlich hatte Robbe zehn Tage lang alle Einsatzorte der Bundeswehr in Afghanistan besucht. Vor dem Hintergrund der persönlichen Eindrücke zeigte er sich von der anhaltend großen Motivation der Truppe tief beeindruckt. Diese bestehe ungeachtet hoher Sicherheitsrisiken und besonderer Belastungen für die Soldaten und ihre Familien daheim fort. Wo deutsche Soldaten eingesetzt seien, leisteten sie weit mehr als nur ihre Pflicht, sagte Robbe und endete mit den Worten: "Für unser Land sind sie die besten Botschafter".
Verteidigungsminister Jung nannte den Wehrbeauftragten in seinem
Grußwort einen "kritischen Verbündeten". Man verfolge
das gleiche Ziel - nämlich das Parlament und die
Öffentlichkeit für die Belange der Soldatinnen und
Soldaten zu sensibilisieren. Bundestagsvizepräsidentin Kastner
sprach in ihrem Grußwort davon, dass der Bundeswehr im
fremden kulturellen Umfeld ihrer Einsatzgebiete ein hohes Maß
an kultureller Kompetenz und großes
Einfühlungsvermögen abverlangt würden. Damit seien
die Soldatinnen und Soldaten nicht nur Botschafter, sondern
gäben den Missionen im Kontakt mit der Bevölkerung auch
ein menschliches Gesicht.
Verantwortung aus innerer Freiheit
Als Ehrengast zollte Bischof Huber den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr Respekt. In seiner Rede erinnerte er sich an einen Besuch bei der Truppe auf dem Balkan. Hier habe er mit eigenen Augen sehen können, welche segensreichen Leistungen die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz tagtäglich vollbrächten. Die Bundeswehr sei als eine Armee der Freiheit und des Friedens gestaltet, so Huber. Dafür habe man einen Kranz institutioneller Vorkehrungen geschaffen. Das Amt des Wehrbeauftragten zähle ebenso dazu wie das Konzept der Inneren Führung. Zu den Institutionen der Freiheit gehöre darüber hinaus auch die allgemeine Wehrpflicht sowie die grundrechtlich gewährleistete Anerkennung der Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen. Zur Wehrpflicht sagte der Bischof, dass sie für eine Armee zwar nicht unentbehrlich sei, aber dennoch ihren "guten Sinne" habe. Sie zeige, dass zur Freiheit auch die Bereitschaft gehöre, Verantwortung zu übernehmen. Jedoch als eine allgemeine Pflicht der Freiheit könne die Wehrpflicht nur angesehen werden, "wenn sie elementaren Bedingungen der Wehrgerechtigkeit" genüge.
Huber zeigte sich in seiner Rede dankbar für das Wirken der Militärseelsorge. Sie leiste einen Beitrag dazu, dass der Dienst in der Bundeswehr als ein Dienst aus Freiheit und für die Freiheit verstanden werden kann. Denn Verantwortung könne stets nur aus einer Haltung innerer Freiheit erwachsen, mahnte der Bischof.