Wissenschaftlerin mit politischem Engagement
Die Professorin Dr. Gesine Schwan kandidiert zum zweiten Mal für das Amt der Bundespräsidentin. Am 23. Mai 2004 war sie in der Bundesversammlung dem jetzigen Amtsinhaber Prof. Dr. Horst Köhler mit 589 gegen 604 Stimmen unterlegen. In der Bundesversammlung am 23. Mai 2009 wird sie von der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen unterstützt.
Gesine Schwan wurde 1943 in Berlin geboren, gehört also dem gleichen Jahrgang an wie Horst Köhler. Sie stammt aus einer sozial engagierten Familie, die im Nationalsozialismus protestantischen und sozialistischen Widerstandskreisen angehörte.
Studium in Berlin und Freiburg
Ihr Vater Hans R. Schneider war später Oberschulrat in Berlin, ihre Mutter Hildegard war Fürsorgerin und politisch aktive Katholikin.
Gesinde Schwan besuchte das Französische Gymnasium in West-Berlin, an dem sie 1962 das Abitur ablegte. Anschließend studierte sie Romanistik, Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft in Berlin und Freiburg im Breisgau. Dort lernte sie ihren ersten Mann, den Politikwissenschaftler Alexander Schwan kennen, den sie im Juli 1969 heiratete.
Dissertation über Leszek Kolakowski
Zur Vorbereitung ihrer Dissertation über den polnischen Philosophen Leszek Kolakowski ("Eine Philosophie der Freiheit nach Marx“) folgten Studienaufenthalte in Warschau und Krakau, wo sie in Kontakt mit polnischen Dissidenten stand.
In dieser Zeit lernte sie den damaligen Dissidenten und heutigen Publizisten Adam Michnik sowie den Historiker Bronislaw Geremek kennen, später auch den Historiker Wladislaw Bartoszewski. Bartoszewski und der 2008 verstorbene Geremek waren beide nach der Wende polnische Außenminister. Diese Erfahrung prägte damals ihre kritische Haltung zum Kommunismus. 1970 schloss sie ihre Promotion ab.
Professorin für Politikwissenschaft
Ein Jahr später wurde sie Assistenz-Professorin am Fachbereich Politische Wissenschaft der freien Universität und habilitierte sich 1975 über die philosophischen und politökonomischen Voraussetzungen der Gesellschaftskritik von Karl Marx. Ab 1977 lehrte sie als Professorin für Politikwissenschaft, vor allem für politische Theorie und Philosophie an der Freien Universität Berlin.
Forschungsaufenthalte in Washington, Cambridge und New York folgten. 1992 wurde Gesine Schwan zur Dekanin am Otto-Suhr-Institut in Berlin gewählt und blieb dies bis 1995. Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit sind Politische Philosophie und Demokratietheorien, in jüngster Zeit auch Fragen der Politischen Psychologie und der Politischen Kultur.
Präsidentin der Viadrina
Von Oktober 1999 bis September 2008 war Gesine Schwan Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Im Januar 2005 übernahm sie das Amt der Koordinatorin der Bundesregierung für die grenznahe und zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit mit Polen.
In dieser Funktion ist sie zudem Mitglied des Kuratoriums der deutsch-polnischen Wissenschaftsstiftung, deren Gründung sie maßgeblich vorangetrieben hatte. Gemeinsam mit Prof. Dr. Irena Lipowicz ist Gesine Schwan Vorsitzende des Deutsch-Polnischen Forums.
Seit 1972 in der SPD
1989 starb ihr Ehemann Alexander Schwan nach langer Krankheit und ließ sie mit zwei Kindern zurück. Gesine Schwan trat 1972 in die SPD ein und war an der Gründung des Seeheimer Kreises beteiligt, der in den siebziger Jahren neomarxistischen Positionen in der Partei entgegentrat.
2004 heiratete Gesine Schwan den Juristen Peter Eigen, der Direktor der Regional Mission in Eastern Afrika der Weltbank war. Eigen ist Gründer der Nichtregierungsorganisation "Transparency International“, die sich weltweit gegen Korruption engagiert.
Jüngste Publikationen
Gesine Schwan hat seit Beginn ihrer wissenschaftlichen und politischen Tätigkeit regelmäßig Bücher veröffentlicht. Zu ihren wichtigsten jüngeren Publikationen zählen „Woraus wir leben. Das Persönliche und das Politische“ (gemeinsam mit Christian Geyer, Piper-Verlag 2009), "Allein ist nicht genug. Für eine neue Kultur der Gemeinsamkeit (gemeinsam mit Susanne Gaschke, Herder-Verlag 2007), "Demokratische Politische Identität. Deutschland, Polen und Frankreich im Vergleich (Herausgeberin; Verlag für Sozialwissenschaft 2006), "Antikommunismus und Antiamerikanismus in Deutschland. Kontinuität und Wandel nach 1945 (Nomos-Verlag 1999) und "Politik und Schuld. Die zerstörerische Macht des Schweigens (Fischer-Verlag, 1997).