Ausschuss für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Anhörung)/
Berlin: (hib/KOS) Für eine bessere finanzielle Ausstattung des
Förderprogramms GAK (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der
Agrarstruktur und des Küstenschutzes) plädieren die
landwirtschaftlichen Interessenvertretungen. Zum Auftakt einer
Anhörung des Agrarausschusses am Mittwochmorgen über die
Weiterentwicklung der GAK zu einer "Gemeinschaftsaufgabe zur
Entwicklung ländlicher Räume" warben Albert Kienle,
Vize-Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), und
Erich Hinrich vom Landvolk Niedersachsen/Landesbauernverband
für die Beibehaltung des jetzigen Konzepts der GAK und deren
behutsame Reform. Für eine weitreichendere Fortentwicklung der
GAK traten hingegen mehrere Einzelsachverständige ein. Kienle
würdigte die über mehrere Jahrzehnte erbrachten
Leistungen im Rahmen der GAK, die im bäuerlichen Berufsstand
eine "sehr hohe Anerkennung" gefunden und die
Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft gestärkt habe.
Die GAK sei schon immer an neue Erfordernisse angepasst worden. So
begrüßt der DBV die neu aufgenommene Förderung von
lokalen Verteilnetzen für Bioenergie und von
Breitbandanschlüssen in ländlichen Räumen. Die GAK
solle sich auch in Zukunft auf die Unterstützung
wettbewerbsfähiger Agrarstrukturen und auf die Honorierung von
Leistungen bei der Pflege der Kulturlandschaft wie beim
Umweltschutz konzentrieren. Hinrich wies darauf hin, dass die GAK
bereits viel von ihrer "Agrarlastigkeit" verloren habe und dass
inzwischen mehr Mittel etwa in den Küstenschutz und in den
Tourismus flössen. Auch Theodor Weber vom bayerischen
Landwirtschaftsministerium sagte, die GAK sei über die Agrar-
und Forstwirtschaft hinaus ein "bewährtes
Förderinstrument" zur Entwicklung des gesamten ländlichen
Raums, was sich etwa im Ausbau von Breitbandanschlüssen zeige.
Kienle betonte, eine Integration der allgemeinen Daseinsvorsorge,
der Infrastruktur und des Naturschutzes in die GAK würde diese
"total überfordern". Auch Hinrich erklärte, die
Zusammenfassung aller auf den ländlichen Raum zugeschnittenen
Förderinstrumente in einem einzigen Programm würde nicht
funktionieren. Kienle: "Bei der Weiterentwicklung der GAK darf kein
zu großes Rad gedreht werden". Als eigentliches Problem der
GAK bezeichnete der DBV-Vertreter deren "finanzielle Auszehrung" in
den vergangenen Jahren. Auch aus Sicht Webers müssen die
GAK-Mittel aufgestockt werden. Würden die Aufgaben dieses
Programms ausgeweitet, seien zusätzliche Gelder nötig,
damit eine GAK-Ausdehnung nicht zu Lasten bisheriger
Maßnahmen gehe. Der Einzelsachverständige Axel Dosch
kritisierte, dass der "starke Agrarbezug" der GAK die Entwicklung
neuer Wachstumsimpulse im ländlichen Raum behindere. In
Zukunft müsse mehr Gewicht auf die Unterstützung von
Initiativen außerhalb der traditionellen Landwirtschaft
gelegt werden. Schon heute leisteten mittlere und kleine
Unternehmen, die Dienstleistungsbranche sowie die
Öko-Landwirtschaft wesentliche Beiträge für die
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit solcher Regionen. Auch
Wolfram Güthler, Geschäftsführer des Verbands
für Landschaftspflege, sprach sich für eine breiter
angelegte Reform der GAK aus. So werde im bisherigen Programm die
Förderung der Landwirtschaft einerseits sowie der
Landschaftsbewahrung und Kulturpflege andererseits zu sehr getrennt
definiert, was häufig Probleme bei der Zuschussgewährung
aufwerfe. Die faktische Aufhebung des
EU-Flächenstilllegungsprogramms und die Intensivierung der
landwirtschaftlichen Nutzung angesichts steigender Preise auf dem
Agrarmarkt schüfen zudem wachsende Konflikte mit dem
Naturschutz. Auch für diese Herausforderung, so Güthler,
müssten bei einer Neuausrichtung der GAK Lösungen
gefunden werden. Die Sachverständige Renate Strohm
bemängelte in ihrer schriftlichen Stellungnahme, dass im
Rahmen der jetzigen GAK die Öko-Bauern im Schnitt weniger von
den staatlichen Transfers profitierten als die konventionelle
Landwirtschaft.
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