Reichstag der Republik
Erneut ist das Reichstagsgebäude Schauplatz leidenschaftlicher parlamentarischer Debatten: Diesmal jedoch nicht mehr innerhalb einer konstitutionellen Monarchie sondern im Mittelpunkt einer deutschen Republik. Die veränderten Rahmenbedingungen spiegeln sich in allen Bereichen der Gesellschaft von der Kunst bis zur Wissenschaft wieder. Neben dem "Geist vom Weimar" entsteht von Berlin ausgehend ein neues Lebensgefühl in den Goldenen Zwanziger Jahren. Doch die politischen Sitten im Reichstag verfallen schnell. Angezettelt vor allem durch die erstarkende Rechte, insbesondere durch die Nationalsozialisten, aber auch durch linke Extremisten, kommt es immer häufiger zu Pöbeleien, Tumulten, Handgreiflichkeiten und sogar zu Schlägereien.
Letztlich lähmt sich der Reichstag selber. Den demokratischen Kräften gelingt es nicht, eine gemeinsame Linie gegen die politischen Extreme zu finden. Sowohl bei den Wahlen im Juli 1932 als auch im November des selben Jahres werden die Nationalsozialisten zur stärksten Fraktion. Nur dreimal tagt dieser Reichstag noch im Wallot-Bau. Dann brennt der Reichstag am Abend des 27. Februar 1933 aus. Als Brandstifter wird der Holländer Marinus van der Lubbe verhaftet.
Das brennende Reichstagsgebäude steht für das Ende der Demokratie. Hitler nutzt die Gelegenheit und erreicht vom Reichspräsidenten Hindenburg am 28. Februar 1933 den Erlass der sogenannten "Reichstagsbrand-Verordnung", die nahezu alle politischen Grundrechte außer Kraft setzt. Am 5. März 1933 wird erneut gewählt. Der neue Reichstag benutzt als Tagungsort das Gebäude der Kroll-Oper. Das Reichstagsgebäude hat zunächst ausgedient.