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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Kreisauer Kreis
Gültig ab: 17.09.2008 10:19
Autor: Johannes Tuchel
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Kreisauer Kreis

Symbol des Widerstands und der Versöhnung

Heute ist Kreisau Begegnungsstätte für Jugendliche aus ganz Europa
Heute ist Kreisau Begegnungsstätte für Jugendliche aus ganz Europa
© DBT/Werner Schüring

Seit 1940 fanden sich in Deutschland Gesprächsgruppen oppositionell gesinnter Männer und Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und geistigen Traditionen zusammen. Geistiger Mittelpunkt waren die Freunde Helmuth James Graf von Moltke und Peter Graf Yorck von Wartenburg. Auf Kreisau, jenem vom preußischen Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke geprägten Gut, lebte Helmuth James Graf von Moltke mit seiner Frau Freya. Ziel des Kreisauer Kreises war es, mit Tagungen, Gesprächen und Denkschriften Grundzüge einer geistigen, politischen und sozialen Neuordnung nach dem Ende des „Dritten Reiches” zu erarbeiten. Zu den „Kreisauern” gehörten Sozialdemokraten wie Julius Leber, Carlo Mierendorff, Adolf Reichwein und Theodor Haubach, protestantische Christen wie Harald Poelchau, Eugen Gerstenmaier und Hans Bernd von Haeften, katholische Christen wie Hans Lukaschek und Hans Peters und Jesuiten wie Alfred Delp, Lothar König und August Rösch. Sie diskutierten „Grundsätze für die Neuordnung” und überlegten, wie Staat und Gesellschaft nach dem Ende der NS-Diktatur aussehen sollten. Deutschland sollte wieder einen friedlichen Platz unter seinen europäischen Nachbarn einnehmen. Auf der dritten Kreisauer Tagung wurden Grundsätze einer „Bestrafung der Rechtsschänder” erörtert. Damit sollte der Versuch gemacht werden, die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen und Massenmorde zu sühnen.

Seit 1943 suchten Mitglieder des Kreisauer Kreises den engen Kontakt zum aktiven Widerstand, zu entschiedenen Gegnern des NS-Staates wie Ludwig Beck, Carl Friedrich Goerdeler, Ulrich von Hassell und Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Wegen dieser Verbindungen wurden die meisten Mitglieder des Kreises nach dem 20. Juli 1944 als Mitverschwörer angeklagt und zum Tode verurteilt. Auch Helmuth James Graf von Moltke wurde von den Nationalsozialisten ermordet; seine Frau Freya musste mit den Kindern fliehen. Das Gut verfiel.

Doch „Kreisau” stand immer für Gedanken der Neuordnung und des Friedens. So verwundert es nicht, dass der „Klub der Katholischen Intelligenz” in Breslau, eine der „Solidarność„ nahestehende Gruppe, sich bereits Ende der 80er- Jahre mehrfach mit den Kreisauer Ideen befasste. Gemeinsam mit Oppositionellen aus der DDR fand im Juni 1989 eine Tagung in Breslau statt, auf der auch der Gedanke diskutiert wurde, auf dem ehemaligen Gut, das jetzt Krzyzowa hieß, eine europäische Begegnungsstätte zu errichten. Namen wie Karol Jonca auf der polnischen, Wolfgang Ullmann auf der deutschen Seite sind hier zu nennen. Freya von Moltke, jetzt in den USA lebend, unterstützte das Projekt von Anfang an. Die daraus entstandene Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung kann als Ergebnis einer internationalen Bürgerbewegung verstanden werden. Der Stiftung gehört heute der ehemalige Gutshof mit internationaler Jugendbegegnungsstätte und um fassendem Tagungs- und Seminarbetrieb, eine Gedenkstätte mit einer Dauerausstellung im Schloss sowie einem Gedenkraum im „Berghaus”.

Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Im November 1989 fand in Kreisau eine Versöhnungsmesse statt, an der Bundeskanzler Helmut Kohl und Premierminister Tadeusz Mazowiecki teilnahmen. Sie erklärten, dass in Kreisau eine internationale Jugendbegegnungsstätte entstehen solle. Der „Klub der Katholischen Intelligenz” übernahm das verfallene Gut und brachte dieses in die im Juli 1990 gegründete Stiftung Kreisau ein. Im selben Sommer verständigten sich Polen und Deutschland über den Wiederaufbau Kreisaus und die Finanzierung der Jugendbegegnungsstätte. 1998 wurde sie feierlich eröffnet. Seitdem finanziert sich die Stiftung weitgehend selbst. Dabei unterstützen sie engagierte Bürger, wie etwa die Kreisau-Initiativen in Berlin und Würzburg, vor allem die Freya von Moltke-Stiftung für das Neue Kreisau unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler. Heute ist Kreisau eines der wichtigsten Zentren des deutsch-polnischen Dialoges und der europäischen Jugendbegegnung 

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Stiftung Kreisau
Weitere Informationen unter:

www.krzyzowa.org.pl
(unter anderem in polnischer, englischer und deutscher Sprache)

Text: Johannes Tuchel
Erschienen am 25. Februar 2009


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