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Gültig ab: 04.05.2006 12:41
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„Murphys Gesetz“ ein Schnippchen schlagen

Bild: Flyer der Jugendmedientage.
Flyer der Jugendmedientage.

Bild: Ory D. Laserstein.
Ory D. Laserstein.

Bild: Gute Pressearbeit ist alles: Info-Material über die Jugendmedientage.
Gute Pressearbeit ist alles: Info-Material über die Jugendmedientage.

Bild: Silvio Heinze.
Silvio Heinze.

Bild: Björn Richter.
Björn Richter.

Bild: Mitmachen im Bundestag: eine Tasse von mitmischen.de, dem Jugendforum des Bundestages im Netz.
Mitmachen im Bundestag: eine Tasse von mitmischen.de, dem Jugendforum des Bundestages im Netz.

Bild: Marlena Köpke.
Marlena Köpke.

Countdown: Jugendmedientage 2006

Vom 18. bis zum 21. Mai finden im Deutschen Bundestag die Jugendmedientage 2006 mit rund 600 Jugendlichen statt. Die Organisation des Mammutevents haben die jungen Medienmacherinnen und Medienmacher selbst in die Hand genommen. Und dabei schnell erkannt, dass in jeder Schwierigkeit auch eine Möglichkeit steckt.

Marlena Köpke, Ory D. Laserstein, Björn Richter und Silvio Heinze proben den Ernstfall. Rein theoretisch. Aber wenn hier und heute alles aufgeht, wird die Welt sich im Mai so drehen, wie man es jetzt plant. „Gestern sind noch 95 Anmeldungen gekommen“, sagt Björn, „allerdings sind ein paar Doppelanmeldungen dabei und manche haben keinen Bewerbungsbeitrag geschickt. Denkt Ihr an die Schulbefreiungen? Und Ory, können wir die Aufgabenverteilung des Orgateams noch mal kurz durchgehen?“

Ein Küchentisch dient als Probebühne für die vier Tage im Mai, an denen sich 600 junge Medienmacher und Medienmacherinnen im Deutschen Bundestag zu den Jugendmedientagen 2006 treffen. Veranstalter des Ereignisses sind die Jugendpresse Deutschland e.V., der Deutsche Bundestag und die Bundeszentrale für politische Bildung. Besagter Küchentisch steht im Berliner Büro der Jugendpresse Deutschland. Die vier jungen Menschen sind Teil des engeren Organisationsteams, insgesamt arbeiten bundesweit rund 30 Leute an den Vorbereitungen für das Projekt – im Mai vor Ort werden es 90 sein. Sie leiten Teams, betreuen Teilnehmer, machen Pressearbeit, entwickeln Projekte, schreiben Konzepte, entwerfen Briefe, kümmern sich um die Logistik, gestalten die Programme, planen Workshops, Diskussionsrunden, Abendveranstaltungen und den großen Abschluss im Plenarsaal.

Schirmherrin ist Susanne Kastner, Bundestagsvizepräsidentin von der SPD-Fraktion. Sie ist eine Art „Schutzengel“, könnte man sagen. Sie hat sich nicht nur für die Jugendmedientage stark gemacht, sie hat auch ihre Kolleginnen und Kollegen für dieses Projekt begeistern können. Sie kennt die Jugendpresse Deutschland mittlerweile so lange, dass sie ihnen zutraut und vertraut, diese Mammutveranstaltung vorzubereiten. Natürlich gemeinsam mit ganz vielen anderen Helferinnen und Helfern aus der Bundestagsverwaltung, der Bundeszentrale für politische Bildung und den Bundestagsfraktionen. „Wir fühlen uns bei den Gesprächen mit unserer Vizepräsidentin immer ernst genommen, und das ist eine tolle Erfahrung.

Politikmüde wachrütteln

Die Jugendmedientage finden zum ersten Mal im Deutschen Bundestag statt. Das hat was mit der vermuteten und vorhandenen Politikmüdigkeit der jungen Generation zu tun. Oder eher damit, dass viele Jugendliche gar nicht erst wach werden für die Politik. So wurde als diesjähriges Motto gewählt: „Jugend & Politik – (k)ein Auslaufmodell?!“. Auf der anderen Seite gibt es viele, die sich schon sehr früh als Reporter, Redakteure oder Fotografen profilieren. Bessere Vermittlerinnen und Vermittler kann man sich nicht wünschen, wenn es darum geht, Interesse bei schon Politikmüden oder noch nicht Politikwachen zu wecken.

Die Jugendmedientage sind ein intellektuell herausfordernder Mutmacher und Wissensvermittler. Und sie bieten die Möglichkeit, Netzwerke zu bilden, denn wann kommt man schon mal mit 599 anderen interessierten, engagierten Jugendlichen zusammen? Und wann lernt man noch einmal in so kurzer Zeit so viele erfahrene Medienleute, Politikerinnen und Politiker kennen?

Seit 2002 gibt es die Jugendmedientage. Jedes Jahr zu einem anderen Thema, in einer anderen Stadt und immer von Jugendlichen selbst organisiert. Das Besondere in diesem Jahr ist der Ort. Der verlangt Höchstleistungen ab und einen siebten Sinn fürs Unwägbare. Am Sonntag vor der wöchentlichen Mittwochsrunde am Küchentisch hatte im Bundestag ein Treffen des erweiterten Organisationsteams stattgefunden. Annette Verheyen, die Referentin der Vizepräsidentin, unterstützt das Orgateam in allem, was der Unterstützung durch den Bundestag bedarf. Sie tut dies gemeinsam mit Erwin Ludwig vom Referat Öffentlichkeitsarbeit, der bereits mehrere Events im Bundestag durchgeführt hat. Die beiden wissen am besten, ob es etwa realistisch ist, allen einen Kuppelbesuch anzupreisen: „Niemals, denn bis die alle mit dem Fahrstuhl oben sind, ist die Zeit rum, die wir haben.“ Sie wissen, wer für das Orgateam während der Tage im Bundestag Arbeitsraum und technische Logistik zur Verfügung stellt. Und sie kennen Murphys Gesetz: Sei auf alles vorbereitet. Denn was schief gehen kann, geht meistens auch schief.

Die sonntägliche Runde im Fraktionssaal macht klar, wie groß der Aufwand und die erforderliche Logistik wirklich sind und wie viel bereits geleistet wurde. Hier tragen die für einzelne Bereiche Verantwortlichen den Stand der Dinge vor.

Das Orgateam: Wie bekommt man täglich 600 15- bis 25-Jährige aus verschiedenen Quartieren rechtzeitig zu den Veranstaltungen? Wie lange dauert es, sie alle durch die Sicherheitskontrollen im Bundestag zu schleusen? Wann werden Verpflegungspakete verteilt? Dürfen Taschen mit in den Plenarsaal? Sagt man allen noch einmal vorher, dass sie bitte keine Taschenmesser im Rucksack haben sollen? Und wie schafft man es, dass bei der Party am Samstagabend Alkohol nur an über 18-Jährige ausgegeben wird? „Alles, was ihr hier vortragt“, sagt Annette Verheyen, „hört sich gut durchdacht an.“ Der Saal applaudiert. „Aber vergesst nicht Murphys Gesetz. Das gilt auch im Bundestag.“ Der Saal amüsiert sich.

Die Teilnehmerbetreuung: Noch laufen die Bewerbungen, Quartiere sind klar, 32 Teilnehmerbetreuer werden vor Ort sein, die Jüngsten werden besonders unter die Fittiche genommen.

Die Pressearbeit: Der Plan für die nächsten Pressemitteilungen steht. Presseecho ist gut.

Die inhaltliche Arbeit: Die Themen für 28 Workshops stehen, zwei fehlen noch, die Plenardebatte muss noch fein geplant werden. Die Diskussionsrunden sind klar.

Annette Verheyen fragt und hakt ab und mahnt an und baut auf. Marlena Köpke vom Orgateam sagt später: „Diese Frau ist einfach klasse. Sie hat so einen herrlich trockenen Humor und denkt einfach an alles.“

Unerträgliche Jugend?

Marlena Köpke ist zuständig für die Inhalte der einzelnen Veranstaltungen. Sie ist 21Jahre alt und in Vorbereitung der Jugendmedientage als Honorarkraft bei der Jugendpresse Deutschland e.V. angestellt. Andere, wie Ory D. Laserstein, arbeiten dort im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres in der Kultur. Vor einem Jahr hat Marlena ihr Abitur gemacht, später will sie im Medienbereich studieren und arbeiten. Seit 2003 war sie bei allen Jugendmedientagen dabei. „Das heißt, als Mitglied des Organisationsteams habe ich noch nie was vom Programm mitbekommen. Man ist vier Tage fast ohne Schlaf und steht nur unter Hochdruck. Aber es ist ein tolles Gefühl, so etwas mit auf die Beine zu stellen, mit richtig guten Leuten, die einem nicht nur in der Arbeit, sondern überhaupt sympathisch sind.“

Das Programm, das Marlena, Björn, Ory, Silvio und die anderen vom Team wegen ihrer Aufgaben verpassen werden, stellt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Vordergrund. Die haben sich mit einem Beitrag – geschrieben, gefilmt, gestaltet – zu ihren Vorstellungen über das Leben in zwanzig Jahren um die Teilnahme beworben. Wenn sie kommen, werden sie am Abend in der Akademie der Künste durch Mitglieder des Bundestagspräsidiums begrüßt. Danach geht’s gleich los mit einem Zukunftsdialog über Politik und Kultur – Günter Wallraff und Christoph Schlingensief haben sich angekündigt. Am Freitag werden die Jugendlichen mit Bundestagsabgeordneten und Medienvertretern zusammenkommen, an einer Plenarsitzung teilnehmen, Stipendiaten treffen, Diskussionen besuchen und am Abend bei der Preisverleihung eines Kurzfilmwettbewerbs dabei sein. Der Samstag steht für Symposien zu verschiedensten Themen. Und die Nacht wird dann auch noch zum Tag gemacht. Der Sonntag ist für Rückblicke und Ausblicke, Zusammenfassungen und Pläne da. Dann gibt es einen Film im Plenarsaal und die Diskussion über die Zukunft, danach Mittagessen, Abreise und vielleicht eine After-Show-Party. Wenn die Kraft noch reicht.

Dem Programm-Flyer der Jugendmedientage haben die Macherinnen und Macher einen Spruch von Aristoteles vorangestellt: „... Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“ Der Mann wird seine Gründe gehabt haben. Die Jugendmedientage sind dafür da, den Gegenbeweis anzutreten.

Text: Kathrin Gerlof
Fotos: studio kohlmeier
Erschienen am 8. Mai 2006

Weitere Information:

Alles zu den Jugendmedientagen vom 18. – 21. Mai 2006 im Bundestag:

Webseite: www.jugendmedientage.de


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