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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Abenteuer Politik
Gültig ab: 17.09.2008 10:19
Autor: Sebastian Kreideweiß
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Abenteuer Politik

Mädchen von schräg hinten, dass ein einer Glastür ein Blatt Papier beschreibt
Wie soll man das alles behalten? Eine junge Besucherin notiert Wissenwertes beim Kindertag im Bundestag
© DBT/Anke Jacob

Kindertag im Bundestag

Mit geschlossenen Augen ertasten sie das Parlament. Zwei Dutzend Händepaare befühlen Wände und Giebel, wandern über das Dach und die Statuen darauf. Die Miniaturausgabe des Reichstagsgebäudes ist eigentlich für Blinde gedacht. Der vierten Klasse der St.-Paulus-Grundschule in Berlin-Tiergarten verschafft sie zum Anfang ihrer Tour durch das Parlament aber einen guten Überblick.

Es ist Kindertag, und im Bundestag herrscht die Akustik von drei Grundschulen und vier Freibädern gleichzeitig. Mehr als eintausend Kinder sind an diesem 6. Oktober zu Gast im Parlament. Die Führungen sind speziell für 6- bis 14-Jährige konzipiert. Vier Kindertage pro Jahr gibt es – und der Andrang ist groß.

Klara notiert das Wichtigste auf dem Klemmbrett. Zahl der Abgeordneten: 612. Höhe der Kuppel: 50 Meter. Sitze im Plenarsaal: blau. Michael Kresin vom Besucherdienst nimmt Klara und ihre Klasse mit auf eine Geschichtsreise. Er zeigt Graffiti russischer Soldaten, die vom Ende des Zweiten Weltkriegs zeugen. Die Schüler machen Handyfotos, und eine Lehrerin,des Russischen mächtig, übersetzt die kyrillische Schrift.

Nächste Station ist der Andachtsraum, die Klasse stürmt ihn wie einen Schulbus. Trotz ihrer multikulturellen Anmutung sind alle Kinder der St.-Paulus- Schule getauft. Thy, deren Eltern aus Vietnam kommen. Leonard, dessen Vater im Kongo geboren wurde. Und Winfried, halb Serbe, halb Russe. Routiniert erkundigen sie sich, wo das Weihwasser steht und ob hier auch geheiratet wird. Das nicht, erläutert der Besucherführer, dafür könnten aber ganz verschiedene Religionen den Andachtsraum nutzen. Eine Steinkante weist nach Mekka, die Orgel steht auch für den jüdischen Gottesdienst bereit. Ein Neunjähriger weist sich als Kunstkenner aus und identifiziert den Künstler Günther Uecker als Gestalter des Andachtsraums.

Beim Stand der Kinderkommission (KiKo) informiert sich die Klasse über die Rechte von Kindern. Die KiKo-Vorsitzende Diana Golze (Die Linke) betont die Bedeutung des Kindertages. „Kinder begreifen dieses Haus und seine Bedeutung ganz anders als die Großen. Für sie ist zum Beispiel wichtig, wie schwer der Adler im Plenarsaal ist oder wie man sich so einen Tag als Politiker praktisch vorstellen muss.”

Auf der Besuchertribüne schreibt Klara auf, dass der Adler eine fette Henne ist und doppelt so hoch wie ein Drei-Meter-Sprungturm. Ein Mitschüler fragt, ob man sich auch selbst wählen kann. Eine andere erkundigt sich, ob Besucherführer Kresin auch dort unten bei den Fraktionen säße. „Da dürfen nur Abgeordnete rein.” Ob er einer werden wolle? Kresin grinst und winkt mit Hinweis auf die langen Arbeitszeiten ab. Klara notiert: 60- bis 70-Stunden-Woche. Dann ist der Schreibblock voll, und der Kindertag geht zu Ende.  

Text: Lydia Harder
Erschienen am 19. November 2008

Weitere Informationen:

Zum Kindertag
Für Schulklassen und Jugendgruppen wird eine frühzeitige Anmeldung empfohlen: per Post: Deutscher Bundestag, Besucherdienst, Platz der Republik 1, 11011 Berlin, per Fax: (0 30) 2 27-3 00 27, per E-Mail: besucherdienst@bundestag.de

Termine für die Kindertage 2009: 2. März, 8. Juni, 14. September, 30. November.


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