Es beginnt 3761 vor Christus und endet im Mai 2005: Vom Jahr 1 der jüdischen Zeitrechnung bis zur Errichtung des so genannten Holocaust-Mahnmals erzählen die Autoren Ingke Brodersen und Rüdiger Dammann die Geschichte der Juden beziehungsweise ihrer Geschichte in Deutschland. Zusammen mit den Illustrationen von Klaus Ensikat, den erklärenden Einschüben zu Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Wissenschaft sowie zu jüdischen Traditionen und Bräuchen aber auch zu historischen Ereignissen bildet das Buch eine ideale Einstiegslektüre ins Thema. Nicht nur für ein jüngeres Publikum, sondern auch für all jene, die mit der Geschichte des deutschen Judentums bislang nicht vertraut waren.
Im Mittelpunkt der schnörkellosen Darstellung steht immer wieder die Sehnsucht der deutschen Juden nach Gleichberechtigung in einer Gesellschaft, die sie jedoch all zu oft ausgrenzte, verfolgte oder gar zu vernichten drohte. So endet denn auch das letzte Kapitel mit einem Ausblick auf "Die Zukunft des Antisemitismus". Zwar weisen die Autoren darauf hin, dass vor allem durch den Zuzug jüdischer Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion nach 1990 die jüdische Gemeinde zur am schnellsten wachsenden jüdischen Gemeinde außerhalb Israels wurde. Zugleich durchziehe "ein Gewebe antijüdischer Vorurteile die Gesellschaft". Nicht, dass dies zu bezweifeln wäre, aber vielleicht hätte sich doch ein anderer Schlusspunkt finden lassen. Nicht im Sinne eines beschönigenden Happy-Ends. Aber man wird dem facettenreichen jüdischen Leben in Deutschland sicherlich nicht gerecht, wenn es immer nur vor dem Hintergrund des Holocaust und des Antisemitismus betrachtet wird.
Ingke Brodersen / Rüdiger Damman: Zerrissen Herzen. Die Geschichte der Juden in Deutschland. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006; 232 S., 19,90 Euro.