Medien sind hungrig. Gierig nach neuem Stoff. Sie fressen kleine News und käuen große Nachrichten wieder. Aus schlappen Puddingmeldungen bereiten sie vollendete Nachrichtensouffles, die in der Hitze des Gefechts luftig aufgehen wie ein Hefekuchen. Batsch! In Vollendung war dieses mediale Essen-Fassen erst wieder in den letzten Tagen zu beobachten. Ungeniert hatten eine rotschöpfige Landrätin und ein paar alte Kumpels aus der Staatskanzlei da an Edmund "Ede" Stoibers Thron gesägt, willens, dem König aller Bayern seine Macht zu rauben. Der, auf Lebenszeit gekrönt, hatte drohend das Zepter geschwungen und versucht, sich die Kläffer vom Hermelin zu schütteln. Autsch! Derweil bedienten sich die Medien eifrig am All-Inclusive-Büffet: Es gab leckere Häppchen mit einem Häubchen Spionage (Beamte der Staatskanzlei schnüffeln im Privatleben der schönen Landrätin herum), dazu exquisites Finger-Food belegt mit einer ordentlichen Portion Sex (möglicher Thronfolger zeugt mit einer Geliebten fern der bayrischen Heimat ein Kind) nebst anderen delikaten Beilagen (ein anderer potenzieller Nachfolger hat möglicherweise Hörprobleme, huuuh). Insgesamt also ein fettes Mahl für die Nachrichten-Nimmersatten der Nation, die sich in jenen Wochen nur so durch die deutsche Zeitungs- und Fernsehlandschaft schmatzten.
Nur manchmal wurde offenbar, dass der ein oder andere Medienvertreter dabei den Mund auch mal zu voll nahm: So geschehen beim Bayrischen Rundfunk, der seinen Stoiber-Nachruf schon sendete, bevor der verschmähte Monarch die Suppe tatsächlich nicht mehr auslöffeln wollte. "Am Ende stolperte Stoiber über einen seiner Mitarbeiter", verschluckte sich der BR fast vor Freude über die so exklusive Meldung. Von der Exklusivität blieb am Ende nur ein Schluckauf und die Erkenntnis: Langsam soll man essen, bloß nicht schlingen, das gibt nur Magensausen.
Allerdings, Sorgen muss man sich um die Reporter-Mägen nicht machen. Sie verdauen schnell. Und ist ein Topf einmal leer gefuttert, geht es an den nächsten. So ist es um das Stoiber-Büffet schon jetzt merklich leerer geworden. Die hungrige Meute hat sich eine andere Schlemmerhöhle gesucht: Orkan "Kyrill": Ausnahmezustand! Meldungsflut! Stoiber wurde von dieser stürmischen Entwicklung einfach von der Redaktions-Toplist gefegt. Denn: Katastrophenberichte sind das Sahnehäubchen für (fast) jede Redaktion. Und wer hat, Stoiber hin, Stoiber her, schon etwas gegen ein Dessert?