Ralf Göbel, direkt gewählter CDU-Bundestagsabgeordneter aus der Südpfalz, ist ein modebewusster Politiker, der es elegant und sportlich mag. Diese Vorliebe teilt der 45-jährige Jurist und Verwaltungswissenschaftler zufälligerweise mit seinem prominenten Vorgänger im Wahlkreis: Heiner Geißler. Vom glatten Image eines coolen Anwalts, der sich 2002 in den Deutschen Bundestag wählen ließ, ist er jedoch weit entfernt. Göbel ist ein freundlicher, gelassener und offener Gesprächspartner. Beruflich hat er für einen Juristen einen ganz eigenen Weg gewählt.
Der gebürtige Kaiserslauterer, der immer noch in Landau in der Pfalz im Stadtrat sitzt, war Umweltreferent bei der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz in Neustadt. Danach arbeitete er als Sozialdezernent bei der Kreisverwaltung Germersheim. An dieser Schnittstelle zwischen Kommunalpolitik und Verwaltung reifte in ihm die Idee, dass Politik auch sein Beruf sein könne. "In der Verwaltung kann man nicht so gestalten, wie man es hier beim Deutschen Bundestag tun kann", so der Innenpolitiker.
Zuletzt war Göbel fast zehn Jahre Abteilungsleiter beim Polizeipräsidium Rheinpfalz in Ludwigshafen. Die Erfahrungen und Erkenntnisse aus seiner früheren Funktion als Stellvertreter des Polizeipräsidenten in einer Behörde mit 2.000 Mitarbeitern sind eine wichtige Grundlage für seine fachbezogene Abgeordnetentätigkeit. "Ohne diese berufliche Basis könnte ich in Berlin keine vernünftige Arbeit leisten", unterstreicht er. "Sie ist Voraussetzung für meine Abgeordnetentätigkeit."
Göbel beschäftigen im Innenausschuss die Themen Polizei und internationale Zusammenarbeit, innere Sicherheit, Auslandseinsätze der Bundespolizei, Beamtenrecht und öffentliches Dienstrecht. "Ich bin nach wie vor ein Verfechter der These, dass man sich erst dann in den Bundestag wählen lassen sollte, wenn man eine gründliche Lebens- und Berufserfahrung hat. Denn ich muss hier ja auch Dinge regeln, die das Schicksal der Menschen bestimmen. Je besser man sich auskennt, umso qualifizierter kann man mitreden." Göbel ist kein Anhänger ideologischer Diskussionen. Er denkt praxisorientiert. "Ich bin Pragmatiker und will einfach die beste Lösung."
Der Parlamentarier wusste, dass Heiner Geißler ihm große Fußstapfen hinterlassen hat. Sein prominenter Vorgänger war in der Öffentlichkeit dauerpräsent. Das schraubte die Erwartungen der Menschen an Göbel hoch. Er bekennt freimütig: "Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass auch dem ,einfachen Abgeordneten' ein so hohes zeitliches Pensum abverlangt wird." Aus seinem Mund eine sachliche Feststellung, keine Klage, denn er hat seinen Schritt, nach Berlin zu gehen, nie bereut und will auch gerne in der Politik bleiben. "Faszinierend an der Aufgabe ist, dass Sie irgendwann mit allen Lebenssituationen von Menschen konfrontiert werden. Sie können Lösungen anbieten, Ratschläge geben oder mal eine Tür öffnen. Es ist ein unglaublich spannendes und breit gefächertes Tätigkeitsfeld."
Doch was heißt schon ,einfacher Abgeordneter'? Göbel arbeitete sich in der neuen Legislaturperiode nach oben, wurde zum stellvertretenden innenpolitischen Sprecher seiner Fraktion ernannt. Bei den Koalitionsverhandlungen zur Innenpolitik saß er als Obmann seiner Fraktion mit am Tisch, um sich über so "heiße Eisen" wie das Ausländerrecht, die Terrorismusbekämpfung, die Anti-Terror-Datei oder das Passgesetz zu verständigen. "Unsere Aufgabe in der Innenpolitik ist es, mit den Herausforderungen, Anforderungen und Gefahren vernünftig umzugehen und die richtige Balance zwischen Freiheitsrechten und Sicherheitsbedürfnissen auszuloten."
Dass dies in anderen Staaten weniger gut gelingt, erlebte Göbel als neues Mitglied in der Parlamentariergruppe, die den Kontakt mit den arabischsprachigen Staaten des Nahen Ostens pflegt. 2005 reiste er in die für ihn "spannendste Region der Welt". "Viele Staaten interessieren sich dafür, wie in Deutschland die Sicherheit organisiert ist und Terror bekämpft wird. Denn wenn das Gewaltmonopol nicht funktioniert, ist die Wirkung des Staates dahin."