Hätte die CSU die Hängepartie um den Abschied von Edmund Stoiber nicht vermeiden können?
Die CSU befindet sich an einem Wendepunkt. Unser Parteivorsitzender hat einen Fahrplan vorgegeben, der Vorstand hat ihn einhellig bestätigt. Ich hoffe, dass nun insgesamt ein wenig mehr Gelassenheit einzieht.
Stoibers mutmaßliche Nachfolger sind kaum jün-ger als der Vorgänger. Wie soll das weitergehen?
Wir messen unsere Politiker nicht an ihrem Alter, son-dern an ihrer Politik. Entscheidend ist für die Junge Union, dass die CSU den Wechsel in den Spitzenämtern zu einer deutlichen Verjüngung sowohl im Kabinett wie auch in der Parteiführung nutzt. Das Durchschnittsalter muss wieder auf das Niveau von Edmund Stoibers Regierungsübernahme sinken: von heute 58 Jahre auf 50 Jahre. Das ist keine Kritik am Kabinett. Wir haben aber Sorge, dass die CSU in zehn, 15 Jahren nicht mehr optimal mit Führungskräften aufgestellt ist.
Edmund Stoiber hinterlässt zum Abschied ein Zukunftsprogramm. Wie sollen sich da Nachfolger mit eigenen Konzepten profilieren können?
Das "Zukunftsprogramm Bayern 2020" ist mit den Schwerpunkten Kinder, Bildung und Arbeit ein echter Meilenstein. Stoibers mögliche Nachfolger haben an dieser Vision mitgewirkt, so dass ein reibungsloser Übergang gesichert ist.
In welche Richtung muss sich die CSU bewegen?
Tradition und Fortschritt stehen bei der CSU nicht im Widerspruch. Die Junge Union (JU) hat die Themen Ganztagsschulen, Rauchverbot, Reform der Sozialsysteme, Klimaschutz oder Schuldenabbau auf die Tagesordnung gesetzt. Gleichzeitig machen wir uns für einen verbesserten Lebensschutz oder die christlichen Grundlagen des Landes stark. Die JU hat durchgesetzt, dass das Grundsatzprogramm die Leistungen von Alleinerziehenden würdigt. Das ist ein programmatischer Sprung für die Partei und echte christliche Lebenspolitik.
Jüngere Politiker vertreten eine immer älter werdende Gesellschaft. Wie passt das zusammen?
Politische Entscheidungsgremien müssen die Gesell-schaft widerspiegeln. Die Jungen sind insgesamt deutlich unterrepräsentiert. Das muss sich ändern.
Die Fragen stellte
Erik Spemann