Die Internationale Gebergemeinschaft muss dringend mehr Geld für den Schutz der Tropenwälder aufbringen und die bürokratischen Hürden bei der Mittelvergabe für Projekte abbauen. Das forderten Waldschutzexperten bei einer Anhörung im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am 23. Mai. In Vorbereitung auf den G8-Gipfel in Heiligendamm, bei dem der Klimaschutz einer der Schwerpunkte sein soll, wollten sich die Entwicklungspolitiker über neue Finanzierungsinstrumente auf diesem Gebiet und bisherige Erfahrungen mit Tropenwaldfonds, dem "Clean Development Mechanism" (CDM) und der "Globalen Umweltfazilität" (GEF) informieren.
"Wir müssen schnell handeln und dürfen nicht bis 2012 warten", sagte Tasso Rezende de Azevedo, Generaldirektor des Forstdienstes im brasilianischen Umweltministerium, im Hinblick auf die vereinbarten Kioto-Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase. Im brasilianischen Parlament gebe es eine "ganz wichtige" Debatte zum Klimaschutz im Zusammenhang mit der Abholzung der Wälder, die 75 Prozent der Treibhausgasemissionen in Brasilien verursachten. Azevedo unterstrich dabei, dass man die Abholzung nicht "als unsinnige Aktivitäten"abtun dürfe. Dies sei ein Entwicklungsmodell, das es auch in den Industrieländern gegeben habe. "Um diesen Trend umzukehren, brauchen wir sehr viel Energie", so Azevedo.
Azevedo beklagte in diesem Zusammenhang, dass die internationale Gebergemeinschaft ihre Versprechungen aus Rio (1992) nur zu 25 Prozent erfüllt habe. Das seien "viel weniger Mittel als notwendig". Alle Finanzierungsinstrumente für diese Maßnahmen seien sehr bürokratisch und langsam.
Aus Sicht von Martin Kaiser (Greenpeace Deutschland) sollten mehr unbürokratische Kleinprojekte gefördert werden. Zur Finanzierung des Tropenwaldschutzes sollte eine Kombination aus öffentlichen Fonds und Marktmechanismen "ausprobiert" werden. Als weitere Finanzierungsinstrumente nannte Kaiser Abgaben auf Devisengeschäfte, Transport und Verkehr, darunter auf Flugtickets, die in Frankreich bereits 200 Millionen Euro im Jahr einbringen. Geschützt werden sollten, so Kaiser, nicht nur die Tropenwälder, sondern auch die Urwälder von Kanada, Skandinavien und Russland, die eine wichtige Funktion als Senken im Klimaschutz erfüllten.
Neue Finanzierungsinstrumente forderte Gerhard Dieterle von der Weltbank. Sie sollten die Standardansätze im Rahmen von Partnerschaften ergänzen. Die Weltbank beschäftige sich intensiv mit der Finanzierung im Waldsektor. Für die Aufforstung würden 300 bis 500 Millionen US-Dollar jährlich ausgegeben. Das sei "beachtlich, aber nicht genug", sagte Dieterle.
Auch Jon Hutton, Direktor des UNEP-World Conservation Monitoring Centre, sieht beim Schutz der Tropenwälder noch großen Handlungsbedarf: Für die Millenniumsentwicklungsziele beim Klimaschutz" sei "bei weitem nicht genug" getan worden. Bernadette Schweda