Die Welt ist langweilig geworden. Schon viel zu lange ist es her, dass uns Auftritte von echten Kerlen in höchste Entzü-ckung versetzt haben - etwa eines geladenen Rudi Völler, der dem verdutzten Waldemar Hartmann den Marsch bläst oder vom grandios aufspielenden Schröder in der Elefantenrunde. Wo sind diese Momente, die uns in ungläubiges Erstaunen versetzen, uns nach mehr lechzen lassen?
Die Unterhaltungsindustrie schwächelt: Roger Cicero ist ausgestochen und Gottschalk läßt Bohlen aufs Sofa. Das Volk braucht neue Helden. Schmerzfrei sollten sie sein, gerne menschlich und immer mit Vollgas dabei. Jeder nach seinen Möglichkeiten. Auf Fischers und Schröders kleine Kabinettstückchen war noch Verlass. Auch Stoiber hat sich durch manchen Wortbeitrag in der Rolle des Rhetorikers Respekt verschafft. Aber auch seine, äh, Ausführungen werden bald als Felsen in der Brandung der Langeweile fehlen.
In diesem Vakuum geht nun ein neuer hoffnungsvoller Stern am Politpophimmel auf. Sigmar Gabriel gibt sich alle Mühe, die Welt zu retten und lässt die UN Klimakonferenz scheitern. Ein hinreißendes Bild drängt sich dabei auf: Gabriel, im etwas zu knappen Zorrokostüm, galoppiert nach New York und zerteilt dort mit seinem Schwert entschlossen die unzureichende Klimaabsprache. Ritsch, ratsch, wieher. Bravo!
Seine Miene kann es dabei fast mit dem Klassiker "Fischers besorgtes Gesicht" aufnehmen, nur die Sorgenfalten sind noch nicht so tief. Doch auch das ließe sich ändern. Gabriel müsste sich nur weiter aus Fischers Trickkiste bedienen und nebenbei die Dickendebatte vorantreiben: mit dem Projekt "Abnehmen zum Mitmachen und Mitfiebern". Gestalten könnte er das nach Merkels Vorbild mit einer wöchentlichen Videobotschaft und Blog. Wer würde Politik da noch langweilig finden?