Der bevorstehende G8-Gipfel setzt ein positives Signal: Die Zukunft Afrikas ist eines seiner zentralen Themen. Dass namentlich die EU die Entwicklungschancen des vermeintlich "verlorenen Kontinents" erkennt, ist freilich nicht nur eigener Einsicht geschuldet. Mit Unruhe beobachten die Europäer, wie die aufstrebende Supermacht China in die Lücken stößt, die das langjährige Desinteresse des Westens an afrikanischen Geschicken hinterlassen hat.
Dabei dreht China das Rad auf dem Kontinent in mehrfacher Hinsicht zurück: Aus Hunger nach Rohstoffen paktiert es ohne Anflug von schlechtem Gewissen mit brutalen Regimes - vom Sudan, dessen Regierung das genozidale Massaker in Darfur betreibt, bis Zimbabwe, wo ein alternder Tyrann sein Volk ins Unglück reißt. Chinesische Billigkredite ermutigen zudem afrikanische Machthaber, sich wieder hemmungslos in Verschuldung und Verschwendung zu stürzen.
Bei dieser neokolonialistischen Politik darf der Westen nicht mit den Chinesen konkurrieren - er muss Afrika vielmehr deutliche Alternativen bieten. Die Förderung institutioneller Voraussetzungen für gutes Regieren, die Befähigung afrikanischer Staaten, aus eigener Kraft gleichberechtigt am Weltmarkt teilzunehmen, und der Kampf gegen Menschenrechtsverletzungen stehen dabei oben an. Glaubwürdig beginnen müssen EU und USA damit durch entschiedenes Handeln zur Beendigung der Gräuel in Darfur. Die Bundesregierung könnte dabei Akzente setzen, indem sie eine entsprechende Initiative für den G8-Gipfel vorbereitet. Dort wird es freilich ein Problem geben: Nicht nur China, auch das G8-Mitglied Russland blockiert aus kurzsichtigem Eigeninteresse ein wirksames Einschreiten der Weltgemeinschaft in der westsudanesischen Provinz.