Reisenden sollte man vielleicht eine andere Einstiegslektüre empfehlen: "Wir befinden uns hier in Albanien, hier versteht man keinen Spaß", liest, wer zu Ornela Vorpsis Debütroman greift. Albanien ist ein Ort, an dem Menschen keine Angst kennen, Frauen nichts wert sind und ein Mädchen, wenn es nicht gar so hässlich ist, ab Beginn ihrer Pubertät als Hure betrachtet wird.
Wer dennoch die ehemalige Heimat des europäischen Steinzeitkommunismus besucht, wird feststellen: Das Land ist eine Reise wert, die Menschen könnten einen nicht herzlicher aufnehmen. Trotzdem ist der 38-jährigen Vorpsi, die ihre Jugend unter Enver Hoxha als Tochter eines politischen Gefangenen verbrachte, ein lesenswertes Buch gelungen: In fast märchenhaften Erzählungen, die zusammengehören und doch auch Kurzgeschichten sind, erinnert sie sich der ersten 23 Lebensjahre in einer so männlich geprägten Gesellschaft, dass der Leserin der Atem stockt. Und sie erinnert sich an das Aufwachsen unter einem Despoten, über den das westliche Europa bis heute nicht viel mehr weiß als in den düsteren Jahren bis 1991.
Das ewige Leben der Albaner. Roman.
Zsolnay Verlag, Wien 2007; 140 S., 14,90 ¤