Tour de France
ARD und ZDF wollen weiter übertragen
"Enthaltung" hieß das Wort der vergangenen Woche - allerdings mit sehr unterschiedlichen Vorzeichen. Während Bundestagspräsident Norbert Lammert für mehr Enthaltsamkeit deutscher Politiker in Talkshows warb, beichteten mehrere Vertreter der Radsportprominez, in Sachen Doping eben nicht enthalsam gewesen zu sein. Auch ARD und ZDF wollen keine Enthaltsamkeit üben und weiterhin die dopingverdächtige Tour de France übertragen. Daran ließen ARD-Programmdirektor Günter Struve und ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender am vergangenen Mittwoch vor dem Sportausschuss des Bundestags keinen Zweifel. Die Geständnissse von ehemaligen Radprofis und der Sportärzte gehörten zur "Selbstreinigung" der Radsportszene, argumentierte Brender. Die Tour nicht zu übertragen, so Struve, sei ein "völlig falsches Zeichen".
Struve und Brender traten damit Forderungen des Ausschussvorsitzenden Peter Danckert (SPD) entgegen, der nach den Doping-Beichten einen Übertragungsboykott gefordert hatte. Auch andere Bundespolitiker sehen die Sendeanstalten in der Pflicht. Winfried Hermann, sportpolitischer Sprecher der Grünen, kritisierte in der Sitzung die "schuldhafte Verstrickung der Medien". In keinem anderen Bereich des Journalismus würden Berichterstattung, Sponsoring und Veranstaltertätigkeit in diesem Maß vermischt. Hermann spielte damit an Sponsorenverträge der ARD mit dem Team Telekom und Jan Ullrich an.
Ob Struve und Brender ihr Ja zur quotenträchtigen Tour-Übertragung werden aufrechterhalten können, ist fraglich. Brender argumentierte vor dem Ausschuss, dass sich bislang nur ehemalige Radfahrer geoutet hätten. Man werde sich die Frage erneut stellen, wenn aktuelle Dopingfälle auftauchten. An deren Existenz hegte Danckert allerdings keine Zweifel: "Bei der Tour de France ist alles dopingverseucht."
Wie zur Bestätigung gestand keine 24 Stunden später der aktive Radprofi Erik Zabel, bei der Tour de France 1996 gedopt für das Telekom-Team an den Start gegangen zu sein. Die Reaktionen kamen prompt: FDP-Parteivize Rainer Brüderle und Dagmar Enkelman, Parlamentarische Geschäftsführerin der Linksfraktion plädierten für ein Ende der TV-Übertragungen und forderten die Telekom auf, ihr Engagement im Radsport zu beeenden.