Auf ihrer Afrikareise hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von der liberianischen Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf neben Reis, Kolanüssen und Blumen auch ein Huhn geschenkt bekommen. Kein plüschiges Stoffhuhn, keine niedlich-unbeweglich dreinschauende Textilhenne. Nein, eine höchst lebendige, gackernde Glucke. Ohne Vorwarnung und gegen alle Grundsätze der deutschen Vogelverordnung verstoßend, wurde es ängstlich flatternd der leicht verdutzt dreinschauenden Regierungschefin in die Hand gedrückt. Aber keine Spur von Scheu bei der reich beschenkten Staatschefin: als patente Ex-Umweltministerin griff Merkel beherzt nach dem Hinkel, betrachtete es kurz und reichte es schließlich an ihre Mitarbeiter weiter.
Ein heikles Geschenk in Zeiten der Vogelgrippe, in denen das ehemals geliebte Federvieh längst zur Geflügelpest-Mafia, zum H5N1-Terroristen, zu einer nationalen Bedrohung erster Güte mutiert ist. Grippegefahr für die Staatsspitze - doch kein Personenschützer griff rettend ein.
Noch eine andere Frage drängt sich auf: Was passiert mit einem solchen Staatsgeschenk? Während andere Geschenke problemlos eingelagert und allmählich vom Staub der Zeit bedeckt werden können, wird es mit einer tierischen Gabe schwieriger. Was tun mit der unruhigen, fütterungsbedürftigen Kreatur? Wird es zum Frühstücksei-Lieferanten auf höchster Ebene? Oder gibt es gar geheime Stallungen in den Katakomben des Kanzleramtes, gigantische Käfigkolonien oder einen privaten Kanzler-Streichelzoo mit Hühnern, Schafen und Kamelen? Schon Merkel-Vorgänger Gerhard Schröder (SPD) bekam schließlich in seiner Amtszeit bei einem Besuch in Äthiopien ein Schaf geschenkt. Aber vielleicht löst sich das Problem in Zeiten vergrippter Artgenossen ja auch ganz anders und geht als erste Keulung eines Staatsgeschenkes in die deutsche Geschichte ein.