Das vom Bund beschlossene Sondervermögen zum Ausbau der Betreuung für Kinder unter drei Jahren kommt einer politischen Revolution gleich, wenn auch nur einer kleinen. Revolution deswegen, weil der Bund nicht nur die Forderung nach mehr Kleinkindbetreuung per Gesetz ab 2013 an die Länder und Kommunen erhebt, sondern sich auch an der Finanzierung beteiligt. Das wird einen Modernisierungsschub auslösen. Viel zu lange haben sich die Familienministerinnen der beiden großen Volksparteien aus dem Problem herausgeredet. Seit den neunziger Jahren bemängelten Experten, es fehle im Land an Kinderbetreuung im Vorschulalter, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Gleichzeitig hieß es immer: Wir sind nicht zuständig; es ist die Aufgabe der Länder.
Das Umdenken kam spät. Beim Ganztagsschulprogramm von Rot-Grün ging es dann plötzlich doch. Klein ist die Revolution deswegen, weil sie für das schon lange erkannte Problem des mangelhaften Angebots von Betreuungsplätzen und qualitativer Förderung von Kleinkindern sehr langsam daher kommt. In fünf Jahren soll es für ein Drittel der Unter Dreijährigen existieren - das kommt für viele berufstätige Eltern zu spät. Ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung schon ab 2010 hätte mehr Druck erzeugt. Allerdings brauchen sich die Kommunen nicht an diese zeitliche Vorgabe des Bundes zu halten, sondern könnten das Angebot schon früher ermöglichen. Man kann nur hoffen, dass viele von ihnen attraktive Betreuungsangebote als Standortvorteil erkennen und nach vorne preschen.