FERNTOURISMUS
Die Reisebranche setzt zunehmend auf Qualität und Nachhaltigkeit
Der Tourismus kann in Schwellen- und Entwicklungsländern viel dazu beitragen, dass es dort wirtschaftlich weiter aufwärts geht. Die Chancen, die der Tourismus bietet, sollten diese Länder wahrnehmen, andererseits aber die damit verbundenen Risiken auch nicht aus den Augen verlieren. Darin waren sich Experten einig, die der Tourismusausschuss des Bundestages am 10. Oktober zu einer Anhörung zu Anträgen der Koalitionsfraktionen ( 16/4603 ) und der Grünen ( 16/4181 ) eingeladen hatte. Sie sprachen sich für ein stärkeres Engagement sowohl der Reiseveranstalter als auch der Politik aus, um dem so genannten nachhaltigen Tourismus zum Durchbruch zu verhelfen.
Heinz Fuchs vom Evangelischen Entwicklungsdienst sieht ein wichtiges Ziel der Tourismuspolitik darin, dem Reisen wieder seinen Wert zurückzugeben. Schlüsselbegriffe des Tourismus seien Nachhaltigkeit, Armutsbekämpfung, Klimaschutz und Qualität für Reisende und Bereiste. Kaum eine Branche sei so sehr auf Menschen angewiesen wie die Reisebranche, hob Günther Ihlau vom Reiseveranstalter TUI hervor. Das gelte ebenfalls sowohl für die Reisenden als auch für die Menschen in den Zielländern. Sein Unternehmen setze deshalb weltweit Standards bei ökologischem und nachhaltigem Tourismus. "Es ist unser eigenes Interesse, dass wir den Ast, auf dem wir sitzen, nicht absägen."
Für Klaus Laepple vom Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft ist Tourismus "eine der sanftesten Formen von Entwicklungshilfe". Seiner Wahrnehmung nach sei die Phase "Geiz ist geil" im Tourismus weitgehend überwunden. Immer häufiger heiße es jetzt wieder "Qualität ist geil". Diese Ansicht werde sich künftig noch verstärken. "Unser Ziel ist es, die soziale und ökologische Entwicklung weiter zu befördern", sagte Laepple. Klaus Lengefeld von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, die Entwicklungshilfe im Auftrag der Bundesregierung betreibt, stellte klar, dass es weder nur nachhaltigen noch nur nicht nachhaltigen Tourismus gebe. Es müsse vielmehr das Ziel sein, positive und negative Wirkungen des Tourismus auszubalancieren. Viel zu wenig wisse man derzeit noch über die Gesamtbilanz des Tourismus in den Zielländern. Hier bestehe großer Nachholbedarf. Armin Vielhaber vom Studienkreis Tourismus regte unter anderem an, über die Zuständigkeit und den Status des Tourismus als Instrument der Entwicklungszusammenarbeit neu nachzudenken. Derzeit gelte er nur als nachgeordnetes Mittel. Ferner forderte Vielhaber, die Qualifizierung des Tourismus in Entwicklungsländern weiter zu "puschen", da sie noch längst nicht ausgereizt sei.