Der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer wusste ganz genau, wie es in der Politik so läuft. "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?" soll er gesagt haben und hat damit eine eherne Handlungsmaxime für alle ihm nachfolgenden Politprofis hinterlassen.
Auch Kurt Beck hat sich dieses Motto zu eigen gemacht und in den vergangenen Monaten immer wieder aufs Neue getestet, wie weit man sich vom eigenen Geschwätz entfernen und dabei trotzdem auf seinem Posten bleiben kann. Das Ergebnis: ziemlich weit. Zugegeben: Die Umfragewerte sind bei diesem Praxistest in den Keller gerauscht, aber gewählt wird erst 2009 und bis dahin kann viel passieren. Dafür wird der SPD-Parteichef mutmaßlich selbst tatkräftig sorgen - auch wenn sich seine Strategie dabei verändert hat. Man müsse ja nicht alles hundertmal festhalten und aufschreiben, nörgelte der Pfälzer gerade erst, als einige Unverbesserliche von ihm mal wieder eine klare Absage zur Zusammenarbeit mit der Linken auf Bundesebene forderten.
Ganz im Gegenteil: Beck legt sich künftig im Vorfeld gar nicht mehr fest und geht getreu nach dem Motto der neuen rheinland-pfälzischen Standortkampagne vor: "Wir machen's einfach!" Das lässt Raum für wirklich alle Interpretationen und nimmt all jenen den Wind aus den Segeln, die hinterher immer sagen, sie hätten vorher von nichts gewusst. Eine Strategie, die vielleicht auch Adenauer gefallen hätte. Der hat nämlich einmal festgestellt, es gebe zwei Wege für den politischen Aufstieg: "Entweder man passt sich an oder man legt sich quer." Was er dabei aber verschwiegen hat: Bei all dem Hin- und Hergespringe zwischen Anpassung und Verweigerung, das Kurt Beck derzeit wie kein anderer praktiziert, besteht die reelle Gefahr, sich total zu verirren. Und dann wäre es vielleicht besser gewesen, man hätte sich den Weg aufgeschrieben.