Ein Gremium mit Friedensnobelpreis: Seit zwanzig Jahren berät der Weltklimarat IPCC Politik und Entscheidungsträger. An seinem jährlichen Klimabericht arbeiten mehr als Tausend Fachleute aus der ganzen Welt.
Das Gremium steht im Zentrum der Weltöffentlichkeit, im Jahr 2007 erhielt es den Friedensnobelpreis: Weithin gilt der Zwischenstaatliche Ausschuss zum Klimawandel der Vereinten Nationen (auf Englisch Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz IPCC) als eine Institution, die die wissenschaftliche Expertise zuverlässig zusammenfasst. Der IPCC soll vor allem Politiker und andere Entscheidungsträger mit einem Wissensfundament zum Klimawandel ausstatten.
Neben vielen kleineren Reports hat der IPCC vier große Berichte verfasst: 1990, 1995, 2001 und 2007. Diese Dokumente werden landläufig als Weltklimaberichte bezeichnet. Um die wissenschaftlichen Grundlagen geht es darin ebenso wie um die Verwundbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Zivilisation und um den Klimaschutz.
Der letzte IPCC-Bericht sorgte 2007 für einen neuen Schub in der klimapolitischen Debatte. Die Fachleute sagten unter anderem voraus, die mittlere Lufttemperatur an der Erdoberfläche werde bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich um 1,8 bis 4 Grad Celsius steigen, der Meeresspiegel werde sich um 18 bis 59 Zentimeter heben. Diesem Klimawandel könne man am besten durch eine Kombination von Anpassungs- und Linderungsmaßnahmen begegnen, heißt es im Bericht. Dazu gehören der Ausbau von Deichen und Wasserspeichern ebenso wie Maßnahmen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern.
Letzten Herbst wurde der IPCC zwanzig Jahre alt. Die Anfänge des Gremiums liegen in Österreich: 1985 tagten in Villach Hunderte Klimaforscher. Damals keimte die erste Sorge über den Treibhauseffekt auf.
Die Forscher empfahlen, ein Expertengremium zu gründen. 1988 hoben die Weltorganisation für Meteorologie und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen den Klimarat IPCC mit Sitz in Genf aus der Taufe. Heute leitet ihn der indische Ingenieur und Ökonom Rajendra Pachauri.
Das Gremium arbeitet folgendermaßen: Einmal im Jahr treffen sich Vertreter von Regierungen, Behörden und Forschungsinstitutionen der IPCC Mitgliedsländer zu Sitzungen. Dabei werden auch die Weltklimaberichte vorbereitet. Wichtig ist etwa, wer den Klimareport schreiben soll. Die Regierungen und Organisationen, die zum IPCC gehören, schlagen Autoren vor – daraus treffen Sachverständige des IPCC ihre Wahl. Neben der Expertise der Kandidaten achten sie auf die Vielfalt der Meinungen und der Herkunft.
Mehr als 1.250 Autoren wirkten am letzten Klimabericht mit, darunter Klimaforscher ebenso wie Wirtschaftswissenschaftler und Politologen. Die Autoren studierten Tausende von Fachartikeln und fassten sie zusammen. Anschließend prüften externe Gutachter den Bericht, bevor er der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Am meisten gelesen werden die „Zusammenfassungen für Entscheidungsträger” mit den wichtigsten Resultaten. Bei der Formulierung der Zusammenfassungen dürfen auch die Regierungsvertreter der am IPCC beteiligten Länder mitreden. In den Verhandlungen wird um jeden Satz gefeilscht – schließlich haben die Aussagen eine hohe Relevanz für politische Entscheidungen.
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Text: Sven Titz
Erschienen am 25. Februar 2009
Der Weltklimarat IPCC
Englischsprachige Informationen unter:
www.ipcc.ch