Sollte der Leser sich von Schewardnadses Erinnerungen eine ausgewogene Analyse der politischen Ereignisse und neue Hintergrundinformationen erhoffen, wird er bitter enttäuscht. Im Vordergrund steht die Selbstdarstellung eines Politikers, der seine Rolle im Rahmen der Kriege in Südossetien und Abchasien sowie seine Beziehungen zu Russland neu interpretiert. 1995 noch als Retter der Nation gefeiert, stürzte Schewardnadse über die falsche Einschätzung der Machtverhältnisse im Land. Richtig bleibt aber auch, dass er es bis zuletzt ablehnte, Georgien so autoritär und diktatorisch zu führen wie viele seiner Amtskollegen in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Der Präsident mag die demokratische Entwicklung seines Landes hinausgezögert haben, verhindert hat er sie nicht. In seiner Regierungszeit gelang es, ein Mehrparteiensystem aufzubauen, das der Demokratiebewegung zum Durchbruch verhalf.
Ingesamt vermögen diese Erinnerungen weder durch ihren Inhalt noch durch die Art ihrer Präsentation zu überzeugen: Ein gutes Lektorat und eine bessere Übersetzung wären der Biografie Schewardnadses, eines Politikers von Weltformat, zu wünschen gewesen.
Als der Eiserne Vorhang zerriss. Begegnungen und Erinnerungen.
Peter W. Metzler Verlag,
Duisburg 2007; 396 S., 29,90 ¤