Als der spätere US-Präsident John Quincy Adams 1797
als erster amerikanischer Botschafter sein Quartier direkt neben
dem Brandenburger Tor beziehen wollte, da hatte er am Stadttor der
preußischen Hauptstadt schlechte Karten: Die Wache hatte von
den „Vereinigten Staaten von Amerika” noch nie etwas
gehört. Seither hat sich einiges geändert: Als
US-Botschafter William R. Timken am jüngsten Nationalfeiertag
der USA, also am 4. Juli 2008, zur Eröffnung des neuen
Botschaftsgebäudes einlud, da wollten viel mehr Menschen
mitfeiern, als auf den Pariser Platz passten. Dafür gab es am
folgenden Tag ein Volksfest auf der Fanmeile, die zur
deutsch-amerikanischen Feiermeile wurde.
Mit dem Umzug ans Brandenburger Tor kehrt die US-Botschaft an ihren
früheren Ort zurück — und bekommt gleichzeitig
einen neuen Nachbarn. Denn inzwischen ist der Deutsche Bundestag
ins Reichstagsgebäude gezogen, und das ist, wie Timken
feststellte, „nur einen Steinwurf entfernt”. Wenn der
Botschafter mit Mitarbeitern oder Gästen in seinem „Oval
Office”, dem runden Sitzungszimmer auf dem Dach der
Botschaft, durch die große Glasfassade blickt, schaut er
nicht nur auf die Quadriga des Brandenburger Tores, sondern
unmittelbar auch auf das Reichstagsgebäude.
Zur Eröffnung erinnerte Timken an die wechselvolle Entwicklung
der amerikanisch-deutschen Beziehungen in den
Nachkriegsjahrzehnten. Die Amerikaner seien für die Deutschen
zunächst Feinde gewesen, dann Befreier, Besetzer,
Beschützer — und schließlich Freunde. Er selbst
habe die Deutschen als „wunderbares Volk” kennengelernt
— jede Woche versuche er, an zwei Tagen zu reisen und die
Deutschen in ihren Regionen kennenzulernen.
Die neue US-Botschaft am alten Platz sei „als Symbol
überwältigend”, betonte Timken. Sie stehe für
den Triumph der Demokratie und für die feste Partnerschaft
Amerikas mit Deutschland. Zuvor hatte der Botschafter
erläutert, welche Bilder Amerikaner im Kopf haben, wenn sie an
Deutschland denken: Das eine sei das von den Berliner Kindern, die
auf Trümmern den Rosinenbombern während der
Luftbrücke vor 60 Jahren zuwinken, das andere das von den
Berlinern, die im November 1989 auf der Mauer sitzen und das Ende
der Teilung bejubeln.
Das symbolische Band zur offiziellen Botschaftseröffnung
durchschnitt nicht nur Timkens Gattin Sue, sondern auch der
frühere US-Präsident George Bush senior. Während der
Eröffnungsreden hielt Bush längere Zeit im Dauerregen
einen großen Regenschirm über Angela Merkel und sich.
Dass sich die deutsch-amerikanischen Beziehungen tatsächlich
von der Beschützerfunktion zur Partnerschaft gewandelt haben,
kam wenig später zum Ausdruck, als die Kanzlerin beherzt nach
dem Schirm griff und ihrerseits Bush vor den Niederschlägen
schützte.
Möglicherweise meinte Timken nicht nur das
Botschaftsgebäude, als er feststellte: „Es gefällt
mir, es passt wunderbar zum Pariser Platz.” Und zur
Nachbarschaft mit dem Deutschen Bundestag.
Text: Gregor Mayntz
Erschienen am 13. August 2008
Botschaft der USA
Die offizielle Website unter:
http://german.germany.usembassy.gov