Strawalde
Jürgen Böttcher, der sich als Maler Strawalde nennt, ist einer der bedeutendsten oppositionellen Maler aus der DDR. Von seinen frühen Vorbildern, Picasso und den Alten Meistern, hat er sich bald gelöst und einen eigenwilligen, innerlichen und verträumten Stil entwickelt. So lotet er die Ausdrucksmöglichkeiten einer allein aus der Farbe und ihrem reliefartigen Auftrag schöpfenden Malerei aus, um sich im nächsten Anlauf der freien Linearität gestischer Zeichnung zu widmen - scheinbar paradoxe Ansätze, die sich aber nicht selten in einem Gemälde überlagern. Strawalde treibt die Paradoxien auf die Spitze, wenn er mit „freien Zeichen“ Figürliches abbildet, wie in den anspielungsreich „Anna Chron“ genannten Frauenbildern.
Jürgen Böttcher
Zugleich ist Jürgen Böttcher als Regisseur und Dokumentarfilmer wegweisend. Aber auch als Filmemacher geriet er in Konflikt mit den Zensoren in der DDR. Viele seiner Filme wurden verboten. Der Lust des Malers am Furor von Farbe und Zeichnung steht die nüchtern-präzise Beobachtungsgabe eines bedeutenden Dokumentarfilmers gegenüber. In seinem Filmoeuvre gibt es jedoch auch verspielte Experimentalfilme, die Malerei und Film genialisch vereinen, wie „Venus nach Giorgione“ oder „Frau am Klavichord“. Im Prozess von Kunstpostkartenübermalungen führen sie das freie Spiel von Farbe und Formen vor Augen.