Öffentliche Anhörung des Ausschusses für Kultur und Medien
Für eine Fortschreibung der Gedenkstättenkonzeption haben sich Sachverständige in einer öffentlichen Anhörung im Ausschuss für Kultur und Medien am Mittwoch, dem 7. November 2007, ausgesprochen.
Grundlage der Diskussion bildete zum einen eine Unterrichtung der Bundesregierung aus dem Jahr 1999 ( 14/1569), in der die Fortentwicklung der bestehenden Konzeption der Gedenkstättenförderung des Bundes vorgestellt worden war, und zum anderen ein Antrag der SPD-Fraktion zur Errichtung eines Freiheits- und Einheitsdenkmals ( 16/6776).
Die Anhörung ist als Video on
Demand abzurufen: siehe rechts.
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Joachim Scholtyseck, Professor für
Geschichtswissenschaft an der Universität Bonn, sieht in der
Konzeption eine "überzeugende und sachliche Fortschreibung und
Ergänzung" der bestehenden Gedenkstättenkonzeption. Sie
nehme die neueren Tendenzen der wissenschaftlichen Forschung auf
und berücksichtige zudem "angemessen" beide deutsche
Diktaturen des 20. Jahrhunderts.
Klaus Schroeder, Leiter des Forschungsverbundes
SED-Staat an der Freien Universität Berlin,
begrüßte die Konzeption als "gelungen". Sie würde
ihrem Anspruch, Verantwortung wahrzunehmen, die Aufarbeitung zu
verstärken und das Gedenken zu vertiefen, gerecht. Die
Diktaturen würden "differenziert" dargestellt und eine
Gleichsetzung dadurch verhindert. Zudem betonte Schroeder, dass
eine angemessene Bewertung der totalitären Diktaturen
"normativer Maßstäbe" bedürfe. Hierbei könne
man sich nur an einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft
orientieren.
Bernd Faulenbach, Professor am
Forschungsinstitut Arbeit, Bildung, Partizipation der
Universität Bochum, wies darauf hin, dass der Staat sich bei
der konkreten Gestaltung der Gedenkstätten zurückhalten
solle. Gedenkstätten sollten keine bestimmte Botschaft
veranschaulichen, sondern die Widersprüchlichkeit des
historischen Prozesses aufzeigen. Die Offenheit des vorgelegten
Konzepts sei daher zu begrüßen. Dadurch unterstreiche
es, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht
abschließbar sei, hob Faulenbach hervor.
Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, ging auf die Rolle von Gedenkstätten bei der Bekämpfung von Antisemitismus ein. Er erklärte, dass es eine "naive Vorstellung" sei zu glauben, man könne Gedenkstätten zur Läuterung rechtsradikaler und antisemitischer Jugendlicher benutzen. Erinnerungspolitik könne nicht leisten, was in Schulen geleistet werden müsse.