Es wird eine lange Nacht im Berliner Reichstagsgebäude, bis in den frühen Morgenstunden Bundeswahlleiter Roderich Egeler das vorläufige amtliche Ergebnis der Wahl zum 17. Deutschen Bundestag bekanntgeben kann. Von 8 bis 18 Uhr sind am Sonntag, 27. September, die Wahllokale geöffnet. Danach wird ausgezählt, mit den ersten Ergebnissen aus den 299 Wahlkreisen wird ab 20 Uhr gerechnet.
Die Nutzer der Internetseite des Deutschen Bundestages können unter www.bundestag.de von diesem Zeitpunkt an durch die Eingabe der Postleitzahl in die Wahlkreiskarte herausfinden, welche Kandidatin oder welcher Kandidat es ins Parlament geschafft hat. Bis etwa Mitternacht sollen die vorläufigen Ergebnisse aus allen Wahlkreisen vorliegen. Sobald die Wahlergebnisse aus den Bundesländern bekanntgegeben werden, wird die Liste der direkt gewählten Wahlkreisabgeordneten um jene Abgeordneten ergänzt, die den Sprung über die Landeslisten ihrer Parteien geschafft haben. Zu jedem Namen gibt es auch gleich biografische Angaben und ein Foto.
Wer direkt nach dem Namen eines Kandidaten oder einer Kandidatin sucht, findet die neu gewählten Abgeordneten alphabetisch sortiert unter "Der Bundestag" - "Abgeordnete der 17. Wahlperiode".
Ein erstes Resultat des Wahltages liefert Bundeswahlleiter Egeler am Sonntag gegen 15.30 Uhr. Bis dahin soll das "Zwischenergebnis zur Wahlbeteiligung bis 14 Uhr" feststehen. Dieser Zwischenstand wird auf der Grundlage der Wahlbeteiligung in ausgewählten Wahllokalen ermittelt.
Die Hochrechnungen, die die Wahlforschungsinstitute nach Schließen der Wahllokale um 18 Uhr veröffentlichen, basieren auf der Befragung von Wählerinnen und Wählern nach der Stimmabgabe und den Ergebnissen der öffentlichen Stimmenauszählung in einzelnen Wahllokalen.
Die Wahlforschungsinstitute haben dem Bundeswahlleiter inzwischen zugesagt, alles zu tun, damit die Ergebnisse solcher Befragungen von Wählern, die gerade das Wahllokal verlassen haben, nicht vor 18 Uhr in die Öffentlichkeit gelangen. Das Stichwort heißt hier "Twitter". Über diesen Internet-Blog war beispielsweise das Ergebnis des Bundespräsidentenwahl im Mai bereits vor der offiziellen Verkündung durch den Präsidenten der Bundesversammlung bekannt geworden.
Der Bundeswahlleiter hat den Wahlforschungsinstituten gegenüber deutlich gemacht, dass Vorabveröffentlichungen solcher Wählernachbefragungen ("exit polls"), zum Beispiel über Twitter, nicht zulässig sind, weil sie die freie Entscheidung der Wählerinnen und Wähler beeinflussen könnten. Wer sich nicht daran hält, handelt ordnungswidrig und muss mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro rechnen.
Zwei Kreuze kann jeder Wähler machen, in Brandenburg und Schleswig-Holstein sogar vier, denn dort finden am 27. September zugleich die Landtagswahlen statt. Auf der linken, schwarzen Seite des Stimmzettels wird mit der Erststimme ein Wahlkreisabgeordneter gewählt, auf der rechten, blauen Seite eine Partei. Wer auf einer Seite oder auf beiden Seiten des Stimmzettels mehr als ein Kreuz macht, dessen Stimme wird dadurch ungültig. Es ist aber möglich, entweder nur die Erst- oder nur die Zweitstimme zu vergeben. Die nicht abgegebene Stimme wird dann als "ungültig" gezählt.
Für die Sitzverteilung im Bundestag kommt es auf die Zweitstimmen an. Die 598 Sitze werden im Verhältnis der von den einzelnen Parteien bundesweit erzielten Zweitstimmen verteilt. Um in den Bundestag zu kommen, brauchen die Parteien aber mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen. Von den Bewerbern um die Erststimme schaffen es in jedem Fall die in den Bundestag, die die einfache Mehrheit der gültigen Erststimmen auf sich vereinigen können.
Wenn eine Partei in einem Bundesland mehr Direktmandate über die Erststimmen gewonnen hat als ihr aufgrund ihres Zweitstimmenergebnisses Sitze insgesamt zustehen würden, kommt es zu den so genannten Überhangmandaten. Diese Mandate erhöhen die Gesamtzahl der regulär 598 Bundestagsabgeordneten. So zählt der Bundestag vor dieser Wahl 611 Abgeordnete. Nach der Wahl 2005 waren es sogar 614 gewesen, weil aufgrund des Wahlergebnisses 16 Überhangmandate anfielen.
Zu Überhangmandaten kann auch das so genannte "Stimmensplitting" führen, wenn also Erst- und Zweitstimme unterschiedlichen Kandidaten und Parteien gegeben werden. Anhänger einer Partei, die kaum Aussicht auf eigene Wahlkreissitze hat, können ihre Erststimmen den Vertretern einer anderen Partei geben und damit die Möglichkeit von Überhangmandaten für diese andere Partei vergrößern.
Das Bundesverfassungsgericht hat vor gut einem Jahr die Berechnungsgrundlagen des Wahlrechts mit der Folge von Überhangmandaten für teilweise verfassungswidrig erklärt. Zugleich hat es aber dem Gesetzgeber eine Frist bis 30. Juni 2011 für eine Neuregelung gelassen, sodass es erst in der nächsten Wahlperiode zu einer Reform kommen wird.
Am 27. September darf noch nach jetzigem Recht gewählt werden. Der Bundestag hatte im Juli einen Gesetzentwurf von Bündnis 90/Die Grünen für eine Wahlrechtsnovelle mit den Stimmen der Großen Koalition abgelehnt.
In den rund 80.000 Wahllokalen sind am Wahlsonntag etwa 630.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer ehrenamtlich im Einsatz. In jedem Wahllokal und für jeden der rund 10.000 Briefwahlbezirke gibt es einen Wahlvorstand, der sich aus einem Wahlvorsteher, seinem Stellvertreter und drei bis sieben Beisitzern zusammensetzt. Manche Großstädte benötigen für die Bundestagswahl bis zu 10.000 Helfer, Berlin sogar 18.000.
Der Wahlvorstand organisiert und überwacht die Wahl und erklärt den Wählern bei Bedarf die Formalitäten. Nach 18 Uhr wird ausgezählt und das Ergebnis an den Kreiswahlleiter übermittelt, der das vorläufige Ergebnis für den Wahlkreis feststellt und dem Landeswahlleiter mitteilt. Dieser wiederum leitet die Ergebnisse laufend an den Bundeswahlleiter weiter, der daraus das vorläufige Wahlergebnis für ganz Deutschland ermittelt.
Im Berliner Reichstagsgebäude sind Kuppel und Dachterrasse für Besucher wie sonst auch von 8 bis 24 Uhr geöffnet. Aus dem Gebäude werden am Wahlsonntag die ARD, ARTE, Deutschlandradio, rbb, N24 und tagesschau.de berichten. Im benachbarten Paul-Löbe-Haus hat die Eurovision zahlreiche Arbeitsplätze für Korrespondenten aus aller Welt eingerichtet.