Im Jahr 1968 versuchten in der Tschechoslowakei die Reformer um
Alexander Dubček dem
Sozialismus ein "menschliches Antlitz" zu geben. Sie leiteten einen
weitreichenden Prozess der Demokratisierung ein. Er wurde von der
gesamten Gesellschaft vorangetrieben und löste überall im
Ostblock Hoffnung auf Veränderung aus. Der Einmarsch der
Truppen des Warschauer Vertrages am 21. August 1968 setzte dieser
Entwicklung ein gewaltsames Ende.
Die Bilder des Prager Frühlings und seiner Niederschlagung
sind aus der europäischen Erinnerung an 1968 nicht mehr
wegzudenken. Zahlreiche Aufnahmen sind zu Ikonen der
internationalen Fotografiegeschichte geworden. Die Fotoausstellung
zeigt die vielen Gesichter des politischen, gesellschaftlichen und
kulturellen Aufbruchs in der Tschechoslowakei im Jahr 1968, nimmt
dessen Vorgeschichte und Akteure in den Blick. Sie vermittelt einen
visuellen Eindruck von der damals in der tschechoslowakischen
Bevölkerung herrschenden Atmosphäre der Zuversicht und
Hoffnung.
Die Erinnerung an den Prager Frühling wurde besonders
nachhaltig durch die Bilder vom Einmarsch der Truppen des
Warschauer Vertrages am 21. August 1968 und von den Protesten der
tschechoslowakischen Bevölkerung geprägt. Unter den
Bedingungen der Okkupation gelangten die Aufnahmen
tschechoslowakischer Fotografen oft auf abenteuerlichen Wegen ins
Ausland und wurden damit zu eindrücklichen Zeugnissen für
die gewaltsame Beendigung des tschechoslowakischen
Experiments.
Die Ausstellung zeigt ausgewählte Arbeiten einer ganzen
Reihe tschechischer und slowakischer Fotografen unter anderem von
Vladimir Lammer, Dagmar
Hochová-Reihardtová, Daniela Sýkorová,
Jan Bartůšek, Miroslav Hucek, Václav
Toužimský, Pavol Breier und Tibor Borský,
die den gesellschaftlichen Wandel und kulturellen Aufbruch in der
Tschechoslowakei in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre
begleiteten und auch in der Zeit nach dem Einmarsch am 21. August
1968 fotografiert haben. Neben den Arbeiten der genannten
Fotografen bietet die Ausstellung einen Überblick über
den Verlauf des Prager Frühlings, seine Niederschlagung und
seinen Stellenwert in der Geschichte europäischer
Demokratiebewegungen.
Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt des Zentrums
für Zeithistorische Forschung in Potsdam, des Tschechischen
und Slowakischen Zentrums in Berlin sowie der Botschaften der
Tschechischen Republik und der Slowakischen Republik in Deutschland
und wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
gefördert. Beteiligt haben sich darüber hinaus das
Institut für Zeitgeschichte an der Tschechischen Akademie der
Wissenschaften und das Historische Institut der Slowakischen
Akademie der Wissenschaften.
Bundestagspräsident Norbert Lammert hat die Ausstellung am Mittwoch, dem 25. Juni 2008, eröffnet. Die Premierminister der Tschechischen Republik, Mirek Topolánek, und der Slowakischen Republik, Robert Fico, hielten Grußworte.
Deutscher Bundestag
Westfoyer des Paul-Löbe-Hauses
Konrad-Adenauer-Straße 1
Berlin-Mitte
Montag: 8.00 bis 16.00 Uhr
Dienstag bis Donnerstag: 8.00 bis 17.00 Uhr
Freitag: 8.00 bis 14.00 Uhr
+49 (0)30 227 33644
Der Eintritt ist frei.