Jürgen Böttcher, der sich als Maler nach Strawalde, dem Ort seiner Kindheit und Jugend in der Oberlausitz, nennt, war einer der bedeutendsten oppositionellen Maler aus der ehemaligen DDR. Er versammelte in Dresden einen privaten Kreis von Künstlern um sich, Maler wie Ralf Winkler, Peter Herrmann und Peter Graf, die von den DDR-Behörden verfolgt und an der Ausstellung ihrer Arbeiten gehindert wurden. In diesem Kreis wurde Strawalde zum künstlerischen "Ziehvater" des später in den Westen emigrierten Malers A.R. Penck, der sich damals noch Ralf Winkler nannte.
Strawalde erwies sich als eine der seltenen Doppelbegabungen im
künstlerischen Bereich, denn er hatte nicht nur als Maler
Erfolg, sondern war auch als Regisseur und Dokumentarfilmer
wegweisend. Aber auch als Filmemacher geriet er in der ehemaligen
DDR ständig in Konflikt mit deren ästhetischen und
ideologischen Zensoren, und so wurden viele seiner Filme verboten,
manche noch vor ihrer Aufführung vernichtet.
Die drei Arbeiten sind in der politisch unruhigen Zeit des Jahres 1991 entstanden und spielen, beispielsweise im dunkelroten, mit Collageelementen angereicherten "Wendekreis", durchaus auf politische Entwicklungen an, jedoch in freier, assoziativer Form, die jede begriffliche Festlegung erschwert. Das in dunklen, machtvollen Pinselschwüngen gemalte "Medea"-Bild bezieht eine koloristische Gegenposition zum "Wendekreis" und strahlt die Kraft jener Frauengestalt aus. Der groteske Zug surrealer Figurinen wiederum, der nur durch sein Entstehungsdatum, den "29.X.1991", betitelt ist, lässt den Sinn des Künstlers für Komik und versponnene Poesie spüren. Jede dieser Arbeiten ist eine so eigenlebendige Schöpfung des Malers, dass der Betrachter sie einzeln in sich aufnehmen und als Gebilde "ganz aus der Mitte des Lebens" (Strawalde) ernst nehmen muss.
Text: Andreas Kaernbach
Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages