Berlin: (hib/HLE) Die Flotte der deutschen Reeder hat sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt und ist heute die drittgrößte weltweit. Im Bereich der Containerschifffahrt sei Deutschland sogar führend, schreibt die Bundesregierung in ihrem Bericht über die Entwicklung und Zukunftsperspektiven der maritimen Wirtschaft in Deutschland ( 16/11835). Darin wird aber zugleich darauf hingewiesen, dass die Wirtschaftskrise inzwischen auf den Schiffsbau übergegriffen hat und sich viele Werften in einer existenzbedrohenden Lage befinden.
Die langfristigen Prognosen für die Schifffahrt sind jedoch unverändert positiv. Es werde davon ausgegangen, dass das Güterverkehrsaufkommen in den deutschen Seehäfen bis 2025 auf das Zweieinhalbfache der gegenwärtigen Umschlagsmenge steige, heißt es in dem Bericht. Ein Schwerpunkt der Investitionen im Verkehrsbereich werde deshalb auf die Hafenanbindungen gelegt. In Deutschland gibt es 429 Schifffahrtsgesellschaften, die über 3.300 Schiffe mit über 95 Millionen Tonnen Tragfähigkeit betreiben würden. Die Handelsflotte sei 2008 mit einem Zuwachs von rund 6 Prozent sogar überdurchschnittlich gewachsen. Ihr Anteil an der Welthandelsflotte betrage nach der Tonnage 9 Prozent. In der Containerschifffahrt würden die deutschen Reeder sogar die Spitzenposition halten. Sie hätten eine Kapazität von 4 Millionen Standardcontainern, was einem Anteil von 35 Prozent an den weltweiten Containerschifffahrtskapazitäten entspreche.
Fallende Fracht- und Charterraten sowie hohe Bunkerkosten hätten die Renditeaussichten in der Handelsschifffahrt im Laufe des letzten Jahres jedoch stark verschlechtert, heißt es in dem Bericht. Da sich zugleich durch die Finanzkrise Probleme bei der Schiffsfinanzierung ergeben würden, seien im Jahr 2008 Aufträge im Wert von einer Milliarde Euro annulliert worden. Für 55 Schiffe im Wert von 1,9 Milliarden Euro, die sich zum Teil schon im Bau befinden würden, gebe es noch keine Endfinanzierung. Es sei erheblich schwieriger geworden, von den Banken Kredite für die Schiffsfinanzierung zu erhalten. Trotzdem hätten die deutschen Werften mit ihren 2008 abgelieferten Schiffen im Wert von rund 4,9 Milliarden Euro den bisherigen Produktionsstatistiken eine neue Höchstmarke hinzugefügt. In den Orderbüchern der Werften stehen insgesamt Aufträge mit einem Volumen von 15 Milliarden Euro. Deutschland zählt damit noch vor der traditionsreichen europäischen Schiffbaunationen auf dem vierten Platz weltweit. Die meisten Schiffe werden in Südkorea (35,7 Prozent Marktanteil), Japan (30,6) und China (16,4) gebaut.
Zur maritimen Forschung heißt es in dem Bericht, die Suche nach Energiequellen werde immer wichtiger. Der steigende Energieverbrauch bis 2030 werde zu mehr als 80 Prozent aus fossilen Energieträgern gedeckt werden müssen. Daher spiele die Offshore-Förderung von Erdöl und Erdgas eine immer wichtigere Rolle. Die unterseeische Produktion dieser Rohstoffe werde stärker expandieren als die Förderung an Land. Deutschland gelte inzwischen als eines der führenden Länder auf dem Gebiet der Methanhydratforschung. Auf dem Meeresboden lagernde Methanhydrate könnten nach Expertenschätzungen mehr Energie liefern als alle konventionellen Lagerstätten von Kohle, Erdöl und Erdgas zusammen. Erhebliches Zukunftspotenzial sieht die Bundesregierung auch in der Förderung von Robotersystemen, die in Meerestiefen bis zu 6.000 Metern Montagearbeiten vornehmen sollen.
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