Berlin: (hib/DLE) Hilfen für Familien mit kleinen Kindern sollten möglichst früh angeboten werden. Darin waren sich die Sachverständigen am Montag bei einer öffentlichen Anhörung der Kinderkommission des Bundestages zum Thema "Neue Konzepte früher Hilfen" einig. Sechs Experten schilderten ihre Ideen, wie Hilfskonzepte für junge Familien mit Neugeborenen gestaltet werden sollen
Wolfram Hartmann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. machte zunächst darauf aufmerksam, dass frühe Hilfen grundsätzlich allen Familien angeboten werden müssten. Die Kooperationsbereitschaft sei größer, wenn Hilfsangebote nicht als Stigma wahrgenommen werden; außerdem falle so keine Risikofamilie durchs Raster. Ein Imageproblem beobachtete auch Alexandra Marianne Sann, die für das Deutsche Jugendinstitut e.V. Stellung nahm. "Hilfen werden nicht angenommen, weil die Familie dann sofort als potenzielle Kindesmisshandler gelten", sagte sie. Auch sie forderte eine breitere Versorgung mit Hilfsangeboten und gleichzeitig eine Klärung der rechtlichen Grundlagen.
Heinz Hilgers, der den Deutschen Kinderschutzbund Bundesverband e.V. vertrat, stellte sein so genanntes Dormagener Modell vor. In Dormagen besuchen Mitarbeiter des Jugendamtes jede Familie eines Neugeborenen. Dadurch konnte erreicht werden, so Hilgers, dass dort ausnahmslos alle Dreijährigen im Kindergarten angemeldet sind. Generell betonte er aber, dass die gesetzliche Grundlage für diese Maßnahme schon gegeben sei und eine Verbesserung der frühen Hilfen vor allem auf eine grundsätzliche Hilfsbereitschaft und Wertschätzung gegenüber jeder Familie zurückzuführen sei.
Wie wenig Geld bundesweit für Prävention ausgegeben wird, beklagte Peter Lukasczyk. Er leitet die Abteilung soziale Dienste beim Jugendamt der Stadt Düsseldorf. "Die Leute wollen Prävention - auch in Problemlagen", betonte er und forderte mehr Investitionen im kommunalen Bereich. Wie Lukasczyk sah auch Angela Nieting vom Deutschen Hebammenverband e.V. vor allem finanzielle Probleme. Als Familienhebamme habe sie eine besondere Vertrauensbeziehung zur Familie, könne früh Probleme erkennen und gegensteuern. Allerdings werde diese soziale Arbeit einer Hebamme im Gegensatz zur normalen medizinischen Tätigkeit nicht bezahlt. Möglichst früh solle mit der Hilfe begonnen werden, denn schon in den ersten Wochen könnten Traumata entstehen, die schwerwiegende Folgen für Familie und Kind haben könnten. Diese Forderung unterstütze auch Cordula Stucke, die in ihrer Arbeit beim Kinderschutzzentrum Hamburg ähnliche Beobachtungen gemacht hat. "Frühe" Hilfe begriff sie vor allem als Hilfe zu einem Zeitpunkt, zu dem noch kein Unglück passiert ist und zu dem das Kind noch sehr jung ist.
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