Berlin: (hib/SKE) Die Bundestagsfraktionen haben ihre Solidarität mit den Mitarbeitern des Historischen Archivs in Köln zum Ausdruck gebracht. Während einer Sitzung des Kulturausschusses am Mittwochnachmittag betonten sie, der Einsturz des Archives Anfang März sei "ein Ereignis, was an Dramatik kaum zu übertreffen" sei. Die Direktorin des Archivs, Bettina Schmidt-Czaia, und der Kulturdezernent der Stadt Köln, Professor Georg Quander, hatten über den Stand der Bergungsarbeiten berichtet. Besonders erkundigten sich die Abgeordneten nach den Kosten und den Finanzierungsmöglichkeiten.
"Es grenzt an ein Wunder, dass nur zwei Menschen ums Leben gekommen sind", sagte Quander. Inzwischen sei klar, dass vom Archivmaterial zwar "nicht alles verloren, aber alles beschädigt" sei. Der Verlust scheine größer als nach dem Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar zu sein. Viele Helfer, auch aus dem Ausland, helfen dabei, die Bestände zu sichern und später zu sortieren, sagte Quander. 80 Prozent des Materials seien inzwischen geborgen. Schwierig sei es, an die Papiere zu gelangen, die im Grundwasser in bis zu 30 Meter Tiefe lägen. "300 große Wannen mit Fragmenten" würden bisher bearbeitet. Wegen der unterschiedlichen Materialien, Typografien und Handschriften werde es besonders schwierig, die Stücke zusammenzusetzen. Allein die bisherigen Kosten für die Bergung des Archivgutes bezifferte Quander mit 1,39 Millionen Euro. Die Restaurierungskosten schätzte er "auf einen dreistelligen Millionenbetrag", dessen genaue Höhe schwer zu beurteilen sei. Dazu kämen unter anderem Kosten für einen Neubau des Archivs. Um Versicherungsgelder erhalten zu können, müsse zunächst die Schuldfrage am Einsturz des Gebäudes geklärt werden. Schmidt-Czaia ergänzte, die Sortierung der Fundstücke sei auch deswegen schwierig, weil sich das Gebäude beim Einsturz gedreht habe. Von der ersten bis zur sechsten Magazinetage sei alles durcheinandergewirbelt und man könne nicht vorhersagen, wo sich welches Objekt befinde.
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