Berlin: (hib/HLE) Die Bundesregierung hat noch keine belastbaren Informationen darüber, wie viel Kohlendioxid dauerhaft sicher im Untergrund gespeichert werden kann. In einer Antwort der Regierung ( 16/12672) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ( 16/12540) werden Erdgasfelder in Deutschland als geeignete Option für die Speicherung von Kohlendioxid bezeichnet. "Sie haben bereits über viele Millionen Jahre nachgewiesen, in ihren Strukturen gasförmige Kohlenwasserstoffe dauerhaft zurückhalten zu können", heißt es in der Antwort. Ob dies auch für die Speicherung von Kohlendioxid zutreffe, sei Gegenstand von laufenden Forschungsarbeiten. Nach Schätzungen der Bundesanstalt für Geowissenschaft könnten in ehemaligen Erdgasfeldern 2,75 Milliarden Tonnen und in der deutschen Nordsee weitere 2,9 Milliarden Tonnen Kohlendioxid gespeichert werden. Die Ergebnisse eines Demonstrationsstandortes vor Norwegen (Sleipner) würden zeigen, dass die Speicherung von Kohlendioxid in geologischen Gesteinsschichten auch unterhalb des Meeresbodens möglich sei. Auch die auf maximal zwei Meter geschätzte Anhebung des Meeresspiegels werde den Druck in einem tiefliegenden salinaren Aquifer (poröse salzwasserführende Gesteinsschichten) nicht wesentlich erhöhen. "Die Gefahr einer durch eine hypothetische Meeresüberflutung ausgelöste Leckage eines Kohlendioxid-Speichers ist vor diesem Hintergrund sehr unwahrscheinlich", schreibt die Regierung.
Die Bundesanstalt habe 2005 die mögliche Kapazität von salinaren Aquiferen auf 12 bis 28 Milliarden Tonnen geschätzt, schreibt die Regierung. Nach neueren unveröffentlichten Schätzungen dürften die Kapazitäten aber eher im unteren Bereich der Schätzung liegen. In Großbritannien würden die Kapazitäten auf 22 Milliarden Tonnen geschätzt, in Polen auf 22,3 Milliarden und in Italien auf 4,6 Milliarden Tonnen. Aus Russland seien keine Zahlen bekannt. Das gesamte theoretische Speicherpotenzial Chinas werde auf 3.088 Milliarden Tonnen geschätzt.
Die Abscheidung von Kohlendioxid und die dauerhafte unterirdische Lagerung werden von der Bundesregierung als Möglichkeit bezeichnet, erheblich zur Energieversorgungssicherheit und zum Schutz des Klimas beizutragen. Das unter der Abkürzung CCS (Carbon dioxide Capture and Storage) bekannte Abscheidungs- und Lagerungsverfahren werde bei einem erfolgreichen Verlauf der derzeit in Planung befindlichen Demonstrationsanlagen in zehn Jahren zur Verfügung stehen. Die aktuellen Planungen würden sich auf dauerhafte Speicher in einer Tiefe von 800 bis 4000 Metern beziehen.
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