Die Kinderkommission des Deutschen Bundestages ruft alle Arbeitgeber auf, sich am „Girls’ Day“ zu beteiligen und jungen Frauen so die Möglichkeit zu bieten, in ihnen bisher fremde Berufsbilder reinzuschnuppern. An die jungen Mädchen selbst appelliert die Vorsitzende der Kinderkommission, Michaela Noll: „Nutzt diese Chance! Der „Girls’ Day“ bietet jungen Mädchen die Gelegenheit, in Unternehmen, Betrieben und Verwaltungen ein neues Spektrum von Berufen kennen zu lernen.“
Die Mehrzahl der jungen Mädchen interessiert sich auch heute primär für so genannte traditionelle Frauenberufe. Technische Berufe reizen die Mädchen offenbar kaum. Ein ähnliches Bild spiegelt sich im akademischen Bereich wider. Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen und den entsprechenden Berufen sind nach wie vor unterrepräsentiert. Damit bleiben bedeutende Potenziale ungenutzt.
Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Eine große Rolle spielt die gesellschaftliche Bewertung von Berufsbildern, die auch geschlechtsspezifische Differenzierungen beinhaltet. Daneben sind die Berufe selbst durch eine lange Entwicklung von Betriebs- und Branchenkulturen geprägt.
Die Arbeitswelt verändert sich zunehmend. Vor allem Informations- und Telekommunikationstechniken entwickeln sich rasant, finden Eingang in alle Berufsbereiche und öffnen weite Betätigungsfelder. Fachkräfte, die diese Techniken beherrschen, werden künftig mehr denn je gebraucht. Auch die herausragende Weltmarktposition Deutschlands bei allen technologischen Kompetenzen bedarf der Ideen exzellenter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen.
Mädchen haben somit viel mehr Möglichkeiten, sich am Wirtschaftsleben zu beteiligen. Sie müssen nur entsprechend motiviert werden und sich diese Aufgaben zutrauen. Neben Neigung und Interesse spielt für Mädchen bei der Berufswahl häufig die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine gewichtige Rolle. Doch gerade hier können technische Berufe gegenüber Berufen wie z. B. Krankenschwester, Einzelhandelskauffrau, Friseurin usw. mit in der Regel sehr viel familienfreundlicheren Arbeitszeiten punkten.
Veränderungen wird es nur geben, wenn ein Prozess des Umdenkens bei allen Beteiligten ansetzt, und zwar so früh wie möglich. Wählt ein Mädchen einen klassischen Frauenberuf, ist dies eine Entscheidung, die am Ende eines langen Weges steht.
„Eltern, Erzieher, Lehrer, Berufsberater, die Wirtschaft, aber auch Politik und Medien können entscheidend dazu beitragen, dass sich Berufsvorstellungen wandeln und insbesondere geschlechtsspezifische Differenzierungen bedeutungslos werden“, erklärte die Vorsitzende der Kinderkommission, Michaela Noll. „Der Girls’ Day, den es seit dem Jahr 2001 gibt, ist ein hervorragender Ansatzpunkt.“