Erlebnisbericht
Eine Pilgerfahrt nach Mekka
Es ist ein mächtiges Bild: Die Kaaba in Mekka. Wenn Tausende von Pilgern im Laufe der jährlichen Hadschsaison um den circa 15 Meter hohen schwarzgewandeten Kubus kreisen. Auf den meterhohen Schildern vor den Toren Mekkas heißt es jedoch: "No entry for non-Moslems." Will man als Nichtmuslim Näheres über die Pilgerreise nach Mekka erfahren, so muss auf entsprechende Erlebnisberichte zurückgegriffen werden.
Der C.H. Beck Verlag hat seine Veröffentlichungen zum Thema Islam nun um die Übersetzung der Reportage "Une saison à La Mecque" (Saison in Mekka) von Abdellah Hammoudi ergänzt. Der Autor, 1945 in Marokko geboren und Professor für Ethnologie an der Princeton University, hatte sich 1999 auf den Weg gemacht, um den Ritus Hadsch zu erforschen und zu erleben. Herausgekommen ist eine preisgekrönte Reportage, die den Zwiespalt eines nicht praktizierenden Muslims spiegelt, der sich in den USA "mehr als Abbild denn als Original" erlebt und sich nun seinen religiösen und kulturellen Wurzeln zuwendet.
Hammoudis Bericht beginnt mit den wochenlangen Vorbereitungen seiner Pilgerfahrt in Marokko: Überbordende bürokratische Regeln, zahlreiches "Almosengeben" zugunsten selbsterkorener "Vermittler und Beförderer" und viel demütiges Kommen und Wiederkommen lassen den Autor sich fühlen, als "drehe man sich im Kreis wie ein Maultier an der Ölpresse". In Saudi-Arabien dem Flugzeug entstiegen, absolviert Hammoudi dann die verschiedenen Stationen seiner Pilgerfahrt.
Eindrucksvoll sind die Beschreibungen, in welcher Atmosphäre sich dies alles abspielt. Wie es sich anfühlt, das weiße Pilgergewand anzulegen, wann und wie sich der Ritus einem ermächtigt, aber auch welche zwischenmenschlichen Probleme auftauchen, wenn der "Ihram", Weihezustand, einerseits jeden Streit verbietet, die Pilger sich aber im mitunter gefährlichen Gedrängel zu behaupten haben.
Der nüchterne, distanzierte Blick des Autors lässt dem Leser dabei Platz, sich sein eigenes Bild zu machen auch in Situationen, in denen das innere religiöse Erleben Thema ist. Doch das Buch enthält auch Kritik. Dann wenn Hammoudi die wahabitische Dominanz des saudischen Herrscherhauses vor Ort angreift oder all jene, die den Koran vornehmlich als eine Art "Kochbuch", indem sie ihn wörtlich und nach eigenem Gutdünken deuten.
Problematisch und an vielen Stellen ärgerlich ist dagegen ein Übermaß akademischer Selbstreflexionen des Autors, das sich sehr häufig um das Wesen des Ritus an sich, die wissenschaftliche Distanz zu demselben sowie der eigenen Person dreht. Insbesondere das einleitende Kapitel kommt so sperrig daher, dass die Gefahr besteht, dass nicht wenige Leser das Buch vorschnell zur Seite legen.
Saison in Mekka, Geschichte einer Pilgerfahrt.
Verlag C.H Beck, München 2007; 312 S., 24,90 ¤