FUSSBALLRANDALE
Diskussion im Parlamentsfernsehen
Überraschend sind die gewaltätigen Auseinandersetzungen in den Stadien für Udo Ueberschär in der jüngsten Zeit nicht gewesen:"Gewalt hat immer eine Vorgeschichte", sagt der Leipziger Fan-Beauftragte in der Diskussionrunde des Parlamentsfernsehens. Auch für den Vorsitzenden des Sportausschusses des Bundestages, Peter Danckert (SPD), ist Gewalt "kein spezielles Problem der Fußballspiele", sondern ein Phänomen der Gesellschaft. Sein Kollege aus dem Sportausschuss, Bernd Heynemann (CDU), glaubt im Gegensatz zu anderen Experten nicht, dass es sich dabei um eine spezifisch ostdeutsche Erscheinung handelt. Er verweist darauf, dass jedes Wochenende 80.000 Fußballspiele stattfänden, aber nur bei wenigen auch etwas passiert, so der ehemalige Fifa-Schiedsrichter.
Als Präsident des Sächsischen Fußballverbandes (SFV) kennt Klaus Reichenbach auch die kleinen Stadien und Ligen. Dabei hat er beobachtet, dass Fußball "eine phantastische Bühne für Gewaltbereitschaft ist". Im Gegensatz zur italienischen Fußballlandschaft ist die Gewalt in der Bundesliga weniger präsent als in den Ligen auf Landes- oder Kreisebene. Dieter Hoeneß, Manager des Bundesligisten Hertha BSC, bezeichnet daher das Problem in der Bundesliga als "weitgehend" gelöst, weiß aber, dass "Fußball als Plattform missbraucht" wird.
Dennoch sind sich alle einig, dass zwar in den Stadien Handlungsbedarf besteht, aber ein Großteil der Arbeit im Vorfeld geleistet werden muss. Konzepte, so Dieter Hoeneß, die schon das Entstehen von Gewalt verhindern sollen. Dafür bedarf es aber auch mehr finanzieller Mittel. Eine Forderung, die Sportausschussmitglied Danckert sowohl an die Haushälter des Bundestages, die Landtage, aber auch an den Deutschen Fußballbund (DFB) richtet. Um Sport und Gewalt zu entkoppeln, plädiert Bernd Heinemann dafür, die einzelnen Fangruppen genau zu unterscheiden, um hier den jeweils richtigen Ansatz zur Prävention zu finden. Er sieht dabei auch die Fußballspieler selbst in der Pflicht. Auch Stadienverbote müssten als Maßnahme, so Reichenbach, ernst genommen werden und dürften von der Justiz nicht als Kavaliersdelikte behandelt werden.