Die politische Arena ist groß und das Spielfeld dafür auch. So wird die eine oder andere Frage schon mal zwischen Anpfiff und Einwurf am Rand besprochen. "Mensch, wie ziehen wir das morgen grade?", beschreibt Hartmuth Groß die Atmosphäre, die unter den Spielern aus Bundestagsabgeordneten und Mitarbeitern der Bundestagsverwaltung beim Fußball oder Volleyball herrscht. "Beim Sport geht manches einfacher", was im harten Kampf um politische Punkte in den Ausschüssen, Sitzungen und Plenardebatten fast unmöglich scheint.
Hartmuth Groß ist ehrenamtlicher Geschäftsführer der Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag. Was in Verbindung mit dem Wort Gemeinschaft fast überschaubar gemütlich klingt, ist in Wahrheit ein großer Verein. Die Sportgemeinschaft zählt 1.400 Mitglieder. Im Angebot sind alle gängigen Sportrichtungen, egal ob Fußball oder Gymnastik, Reiten oder Segeln, Golf oder Skat. Förderlich ist der Sport nicht nur der Gesundheit der Bundestagsabgeordneten und Mitarbeiter der Verwaltung - er dient sozusagen dem überfraktionellen Klima. Bestes Beispiel ist der christdemokratische Vorsitzende der Sportgemeinschaft und stellvertretende Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Peter Rauen, selbst. Ein Urgestein, der Politik schon mal beim Skatspielen erledigt und gerne die Trumpfkarten bis zuletzt in der Hand hält.
Um das vielseitige Angebot aufrecht zu erhalten, muss Groß koordinieren, planen, "maggeln" nennt es der Rheinländer. Er und sein Team vertreten den Verein gegenüber dem Finanzamt, sorgen dafür, dass die Sportler auch außerhalb der eher knapp bemessenen Halle im Keller des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses noch andere Trainingsmöglichkeiten haben und Turniere spielen können.
Zu Bonner Zeiten, erinnert sich der Tennisspieler und ehemalige Leichtathlet mit persönlicher Bestzeit von 49,5 Sekunden auf 400 Meter, war die Tennismannschaft schon mal in die Verbandsliga aufgestiegen. Während er beim Gang durch die Gebäude des Bundestages immer wieder Vorbeigehende grüßt, berichtet er, dass den noch in Bonn weilenden Mitarbeitern der Bundestagverwaltung gerade die Tennisplätze gekündigt worden sind. "Die Leute wollen wir nicht im Regen stehen lassen", sagt der 51-Jährige. Auch in seinem Hauptberuf hat er viel mit Menschen zu tun, muss erkennen, wie man sich für andere ein- und sich selbst durchsetzt. Hartmuth Groß ist Personalreferent der SPD-Bundestagsfraktion.
Bekannt geworden ist die Sportgemeinschaft, die sich mit einem Jahresbeitrag von 30 Euro und von der jeweiligen Sportart abhängigen Zusatzgebühren selbst trägt, vor allem durch die Motorradgruppe und die Fußballmannschaft der Bundestagsabgeordneten, dem FC Bundestag. Die Promidichte ist dort hoch. In früheren Zeiten traten der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel und der heutige Vizekanzler Franz Müntefering regelmäßig den Ball. Und auch die Kicker Gerhard Schröder und Joschka Fischer bildeten auf dem Platz nicht immer eine Koalition.
Und heute? Die Mannschaft, die sich vor allem um den CDU-Abgeordneten und Mannschaftskapitän Klaus Riegert rankt, ist eine Institution. Sie hat in dem Hamburger Landesvorsitzenden der CDU, Dirk Fischer (63), einen Rekordspieler mit rund 330 Spielen, der den Gegnern nichts schenkt.
Bis vor kurzem tauschte auch Bundestagspräsident Norbert Lammert die Leder- gegen Stollenschuhe. Doch das Amt lässt dem Bundestagspräsidenten nur noch wenig Zeit. Aber der Mannschaftsspieler und sogar Marathonläufer Lammert ist sich treu geblieben und hat sich wie auch Bundespräsident Horst Köhler in den vergangenen Jahren regelmäßig zum Lauf der Sportgemeinschaft angemeldet. In diesem Jahr findet der Lauf durch den Berliner Tiergarten am 9. Mai statt. Die Sportler können dann auf einer Strecke von 3,6 Kilometern durch den Park zeigen, dass man Politik durchaus sportlich verstehen kann und im Sport wie in der Demokratie nicht nur das Ergebnis zählt, sondern das Team und das Durchhaltevermögen auf langer Strecke.