Unsere Gesellschaft lebt zu einem großen Teil vom Schein. Von dem, was man vorgibt zu sein, ohne es in vielen Fällen wirklich zu sein. Dieses Verhalten ist nicht neu. Derzeit allerdings scheint die Sache mit dem Schein besonders aktuell zu sein. Immer mehr Scheinbare des öffentlichen Lebens werden auf der medialen Bühne entlarvt.
Die Scheinbarste der Scheinbaren ist unsere Bundeskanzlerin: Sie gibt qua Amt und Funktion vor, eine Konservative zu sein; schließlich steht sie als Ober-Konservative der konservativen Partei Deutschlands vor. Dieser Schein trügt. Sie ist in Wirklichkeit nämlich gar keine Konservative. Das lehrte uns vor Wochenfrist Jörg Schönbohm, Innenminister von Brandenburg, bei dem nur wenige wirklich am Schein zweifeln werden. Was die Kanzlerin dagegen ist, verrät uns Minister Schönbohm nicht.
Ähnlich ist es bei Familienministerin Ursula von der Leyen. Die ist dem Schein nach auch eine Konservative, trotz neuer modischer Frisur - als christlich demokratische Ministerin. Hinter dem Schein steckt aber ausweislich ihrer Politik - radikaler Ausbau der Kinderbetreuung, Familiensplitting, Förderung berufstätiger Mütter - eine ursozialdemokratische Haltung. Diese schätzen allerdings weder die Konservativen noch die Sozialdemokraten sonderlich.
Den hellsten Schein von allen hat vergangene Woche nach fast genau 30 Jahren das Magazin Stern verdunkelt: Ludwig Erhard, nach Konrad Adenauer die Lichtgestalt der CDU, Vater des Wirtschaftwunders und Schöpfer der Sozialen Marktwirtschaft, CDU-Bundestagsabgeordneter, CDU-Kanzler und CDU-Vorsitzender, war nie CDU-Mitglied. Es schien immer nur, als sei er es.
Das belegt: Man muss nicht immer das sein, was man vorgibt, um erfolgreich zu sein. Die Damen Merkel und von der Leyen kann das nur freuen.