Fehmarnbelt
Der Bau einer Festen Querung rückt näher - der NABU ist dagegen
Der Bau einer Festen Fehmarnbeltquerung rückt näher. Diese Eindruck vermittelten zumindest die meisten Sachverständigen am 6. Mai bei einer Anhörung des Verkehrsausschusses, bei der es um den Gesetzentwurf der Bundesregierung ( 16/12069) zu dem Vertrag zwischen Deutschland und Dänemark über eine Feste Fehmarnbeltquerung ging. Kernstück des Vertrages vom 3. September 2008 ist der Bau einer festen Querung (Brücke oder Tunnel) für den Schienen- und Straßenverkehr über den 19 Kilometer breiten Fehmarnbelt zwischen Deutschland und Dänemark.
Die Verbindung soll aus einer vierspurigen Straße und einer zweigleisigen Schienenstrecke bestehen. Darüber hinaus soll die erforderliche Hinterlandanbindung in beiden Ländern geschaffen werden. Laut Vertrag wird Dänemark die Feste Fehmarnbeltquerung errichten, betreiben und die Kosten tragen.
"Für das Land Schleswig-Holstein ist die Feste Fehmarnbeltquerung ein verkehrspolitisches Schlüsselprojekt", erklärte der schleswig-holsteinische Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Verkehr, Jörn Biel. Nach der deutschen Wiedervereinigung und der EU-Osterweiterung habe sich Schleswig-Holstein zunehmend zu einer Verkehrsdrehscheibe zwischen Skandinavien, den Ballungszentren in Westeuropa und den Staaten der östlichen Ostsee entwickelt. Mit der Fehmarnbeltquerung würden Skandinavien und Kontinentaleuropa auf der geographisch kürzesten Verbindung, der Vogelfluglinie, miteinander verbunden. Ähnlich argumentierte Bernd Jorkisch, Präses der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck. Die IHK erwartet von einer festen Querung positive wirtschaftliche Effekte für ganz Nordeuropa. Für Peter Lundhus, Geschäftsführer von Femern Baelt A/S, schafft die Verbindung neue Regionen, die einen Wettbewerbsvorsprung haben. Der Bau werde mit "sehr viel Respekt" vor den Menschen und der Natur errichtet.
Verkehrsberater Karlheinz Rösler hält die Feste Fehmarnbeltquerung nach Auswertung der Wirtschaftlichkeit für nicht unbedingt notwendig. Es werde seit 1992 geplant; seitdem hätten sich die wirtschaftlichen Rahmendaten geändert.
Gegen den Bau sprach sich Malte Siegert, vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) aus. Danach gibt Deutschland durch eine Ratifizierung des Staatsvertrages seine Verantwortung für ein Projekt ab, dessen ökologische Folgen völlig unabsehbar, dessen volkswirtschaftlicher Nutzen negativ und dessen Finanzierung mit möglichen Auswirkungen auf den Bundeshaushalt äußerst fragwürdig seien.