Das Bild hinter seinem Schreibtisch fällt sofort ins Auge: bunte Blumen, eine riesige Sonne, darunter die Namen der offensichtlich noch jungen Künstler in Fingerfarben gemalt. "Das haben mir die Kinder einer Kita geschenkt", sagt Hellmut Königshaus. Mitten im Wahlkampf hatte sich der 59-jährige FDP-Politiker Zeit für ein zweitägiges Praktikum in einer Kindertagesstätte in seinem Berliner Wahlkreis Treptow-Köpenick genommen - und dafür ganz offensichtlich viel Sympathie geerntet.
Ein Besuch, der typisch zu sein scheint für den im Ost-Berliner Stadtteil Adlershof geborenen, aber in Baden-Württemberg aufgewachsenen Königshaus. Dem Juristen, der für Studium und Referendariat nach West-Berlin zurückkehrte, ist der Blick für das Konkrete wichtig. Er macht sich gern ein genaues Bild von den Dingen, arbeitet sich wenn nötig auch schnell in neue Materie ein. Das gilt genauso für ein Kita-Praktikum im Wahlkampf wie seine Arbeit als Abgeordneter. Seit er 2004 für seinen verstorbenen Parteifreund, den früheren Bundeswirtschaftsminister Günter Rexroth, in den Bundestag einzog, hat Königshaus stets sein Mandat verteidigen können. Auch bei der vergangenen Bundestagswahl ist dies gelungen, trotz unsicherem Listenplatz.
In der neuen Legislaturperiode wird Königshaus Mitglied im Verteidigungsausschuss sein. Ein neues Terrain für den Politiker, auch wenn er selbst Erfahrungen als Zeitsoldat gesammelt hat. Doch es ist zu erwarten, dass er sich ebenso schnell einarbeitet wie zuvor. Ressortwechsel hat er schließlich schon einige erlebt: Zu Beginn seiner Bundestagszeit war er bildungspolitischer Sprecher, profilierte sich aber schnell als FDP-Obmann im Visa-Untersuchungsausschuss. In der vergangenen Wahlperiode wählte ihn dann seine Fraktion zum Sprecher für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Königshaus nahm den Posten an, nicht aus Verlegenheit, wie er betont, sondern weil ihn der Politikbereich interessierte. "Da werden letztlich Nachhaltigkeitsfragen entschieden."
Auch dabei braucht er den Blick fürs Detail. "Gerade in der Entwicklungspolitik muss man sich das einzelne Land konkret ansehen", sagt er. Etwa, wenn es darum geht, Budgethilfe, also direkte Zuwendungen zum Staatshaushalt, zu gewähren. Nicht selten ist Königshaus skeptisch: Erfüllt das Land dafür die Kriterien? Entwickelt es sich wirklich in Richtung Demokratie und Parlamentarisierung? Manchmal täuscht der Eindruck: "Da scheint ein Land auf einem guten Weg zu sein, aber dann stellt man bei genauerem Hinsehen fest, dass nur Projekte gefördert wurden, die in den Gegenden lagen, wo die Regierungspartei die Mehrheit hatte." Um solche Einblicke zu bekommen, schätzt Königshaus parlamentarische Netzwerke, die Kontakte in die Region ermöglichen. Mehrfach reiste er als Mitglied von Parlamentariergruppen etwa ins südliche Afrika, zuletzt nach Südafrika und Mosambik, um Gespräche mit Oppositionspolitikern zu führen oder sich über den Stand von Hilfsprojekten vor Ort zu informieren. "Das ist eine ganz wichtige Evaluationsmöglichkeit", sagt Königshaus.
Aufbauarbeit hat er jedoch nicht nur in fernen Ländern geleistet, sondern auch in der Heimat. Als die DDR ihre Grenzen öffnete, war Königshaus zuständig für den Aufbau einer Abfallwirtschaftsbehörde. Jahrelang waren West-Berliner Abfälle mit Genehmigung des SED-Regimes auf Deponien im Brandenburger Umland gelandet. Doch nach der Wende begannen die betroffenen Gemeinden dagegen zu protestieren. Das Müll-Chaos drohte, aber Königshaus schaffte es, innerhalb von einem Wochenende das Genehmigungsverfahren für ein Zwischenlager innerhalb Berlins "durchzuziehen". Drei Wochen später sei das Lager fertig gewesen. Auch für ein anderes Problem fand Königshaus damals eine Lösung: die Berliner Mauer. Die "Mauerkrone" bestand aus asbesthaltigen Röhren, die besonders entsorgt werden mussten. Für Königshaus, dessen Familie rechtzeitig vor dem Mauerbau in den Westen gegangen war, aber im Osten viele Freunde zurücklassen musste, eine besondere Genugtuung: "Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal den Abriss der Mauer mitorganisieren würde." z