ZIVILGESELLSCHAFT
Mit Mut und Herz kämpfen Organisationen wie "WOZA" in Simbabwe gegen das Regime
Fast hilflos mutet der Kampf dieser Frauen an, und ist es doch ganz und gar nicht: Ein mit den Fingern geformtes "L" für Liebe ist das Erkennungszeichen von WOZA. Sie ist mit etwa 60.000 Mitgliedern eine der größten zivilgesellschaftlichen Organisationen in Simbabwe. Für ihre friedlichen Proteste, bei denen Rosen verteilt, gesungen und gebetet wird, zahlt die Gruppe "Women of Zimbabwe, arise!" (Frauen aus Simbabwe, steht auf) einen hohen Preis. Allein Gründerin Jenni Williams saß in den vergangenen fünf Jahren mehr als 30 Mal in Haft.
Auch unter der neuen Koalitionsregierung gibt es für WOZA keinen Grund aufzuhören: "Wir machen weiter", sagt Williams knapp. Denn die Bildung der "Regierung der nationalen Einheit" zwischen Präsident Robert Mugabes Zanu-PF und der früheren Oppositionspartei "Bewegung für einen demokratischen Wandel" (MDC) von Morgan Tsvangirai habe bisher nichts gebracht. Die Polizei versuche immer noch mit allen Mitteln, die Simbabwer an der Wahrnehmung ihrer wichtigsten Bürgerrechte zu hindern.
Demonstrationen von WOZA sind weiterhin verboten. Teilnehmer an unbewilligten Demonstrationen wiederum würden geschlagen, verhaftet und vor Gericht gebracht, sagt Williams. Sie selbst werde wegen der Teilnahme an einer Demonstration im vergangenen Jahr erneut vor Gericht erscheinen müssen. Mugabe und die Zanu-PF seien nach wie vor nicht bereit, abweichende Meinungen zu tolerieren.
Williams und ihre Anhänger wollen sich durch die anhaltenden Drohgebärden der Polizei und Misshandlungen aber nicht einschüchtern lassen. "Es ist unsere Pflicht, gegen die inakzeptablen Zustände in Simbabwe zu demonstrieren", erklärt die 47-jährige Williams unerschrocken. Sie hoffe aber immer noch, irgendwann wieder ein normales Leben führen und wieder mit ihrer Familie in Bulawayo leben zu können. Ihr Ehemann und die Kinder haben das Land wegen Drohungen gegen ihre Familie durch die Polizei vor mehreren Jahren verlassen. WOZA zeige den Leuten, dass auch gegen Mugabes Willkürherrschaft aufbegehrt und Rechte eingefordert werden können, ist die kleine Frau überzeugt. Dem stimmt auch Anwalt Dewa Mavhinga von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) zu. WOZA sorge dafür, dass Menschenrechtsverletzungen ein Thema blieben und die Bevölkerung die Hoffnung nicht verliere. Williams und WOZA hätten mit dieser Strategie Erfolg, denn an den Demonstrationen in Bulawayo und Harare nähmen nicht nur Frauen aus den Städten teil, sondern auch einfache Bäuerinnen vom Land. Eine ähnliche Funktion wie WOZA erfüllt nach Einschätzung von Mavhinga auch die Bürgerrechtsgruppe von Lovemore Madhuku. Die "National Constitutional Assembly" sorge mit ihren Kundgebungen in der Hauptstadt Harare dafür, dass Verletzungen von Menschenrechten publik würden und die neue Übergangsregierung sich nicht nur mit der Aufteilung von Posten befasse. Für die Bürgerrechtsbewegungen sei es wichtig, dass sie von der internationalen Gemeinschaft nicht vergessen würden. Sie benötigten finanzielle Mittel und moralische Unterstützung, um ihren Kampf fortsetzen zu können.
Der Autor ist Journalist in Genf und ehemaliger Korrespondent in Südafrika.